Stefanie erzählt uns von ihrem Traum, ein eigenes Tattoostudio zu eröffnen, wo Kund:innen in Gebärdensprache beraten werden. Wir haben nachgefragt, wie sich ihr Weg gestaltet und was es noch braucht, um ihrem Traum einen Schritt näher zu kommen.
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[GW.tv]: Hallo! Hallo! Danke, dass wir ein Interview mit dir machen können! Wer bist du? Kannst du dich kurz vorstellen?
[Stefanie Schmidjörg]: Ja, gerne. Mein Name ist Stefanie. Ich bin 22 Jahre alt. Seit einiger Zeit liebe ich Tätowierungen. Nächsten Dezember sind es zwei Jahre, dass ich selbst tätowiere.
[GW.tv]: Du tätowierst also schon seit zwei Jahren. Was ist dein Beruf?
[Stefanie Schmidjörg]: Ich arbeite bei vis.com als Sozialbetreuerin. Ja, das mache ich beruflich.
[GW.tv]: Du hast gesagt, dass du dich seit zwei Jahren mit dem Tätowieren beschäftigst. Woher kommt das Interesse? Was fasziniert dich so daran? Warum hast du diesen Bereich ausgesucht?
[Stefanie Schmidjörg]: Ich hatte früher nie den Wunsch, Tattoo-Künstlerin zu werden. Ich hatte eigentlich auch kein Interesse daran. Durch die Mutter meines Freundes bin ich darauf gekommen. Sie kann tätowieren. So bin ich dazu gekommen. Auf dem Rücken hatte sie noch kein Tattoo. Dann hat sie mich gefragt, ob ich es mir vorstellen könnte, sie auf dem Rücken zu tätowieren. Anfangs habe ich es nicht ernst genommen, aber dann habe ich es einfach probiert. Das hat gut geklappt und es hat mich sehr fasziniert. Das war ein Wahnsinn! Sie hat mir viel gezeigt, auch verschiedene Techniken, und ich habe mir viel auf YouTube angeschaut. Das hat mich fasziniert. Das Tätowieren hat mich regelrecht in seinen Bann gezogen. Ja, so war das.
[GW.tv]: Die Mutter deines Freundes hat dich also inspiriert.
[Stefanie Schmidjörg]: Ja, genau.
[GW.tv]: Spannend.
[Stefanie Schmidjörg]: Ja, das stimmt.
[GW.tv]: Gibt es auch andere Tattoo-Künstler:innen, die dich inspirieren und die deine Vorbilder sind?
[Stefanie Schmidjörg]: Ja, es gibt viele Künstler:innen, besonders auf Instagram, die ich toll finde. Alle Künstler:innen haben ihre eigene Kreativität, eigene Ideen, ihren eigenen Stil. Das ist ganz unterschiedlich. Zum Beispiel „Fineline Tattoos“. Da gibt es wirklich sehr viele verschiedene Arten. Ich schaue mir das gerne an. Ich selbst habe meinen eigenen Stil noch nicht gefunden. Da muss ich noch ein bisschen ausprobieren. Ich habe viele schöne Dinge gesehen und lasse mich von den verschiedenen Leuten auf Instagram inspirieren. Da gibt es wirklich viele verschiedene Stile.
[GW.tv]: Wie sieht dein Stil aus? Magst du feine Linien oder eher gröbere, kräftige Tattoos? Was bevorzugst du?
[Stefanie Schmidjörg]: Meinen Stil meinst du?
[GW.tv]: Ja.
[Stefanie Schmidjörg]: Ich mag lieber kräftige und dunkle Tattoos. Wo auch mehr Schatten und Kontraste dabei sind, das gefällt mir. Dünne Linien und feine Tattoos finde ich aber auch schön.
[GW.tv]: Du interessierst dich seit zwei Jahren für das Tätowieren. Hast du dafür auch schon eine Ausbildung gemacht?
[Stefanie Schmidjörg]: Das ist ein schwieriges Thema. Bis jetzt ist noch nichts daraus geworden. Ich habe mich dazu entschlossen, dass das Tätowieren ein Hobby sein soll. Warum? Bei der Ausbildung gibt es sehr viele Barrieren. Zum Beispiel: Wer übernimmt die Dolmetschkosten? Wie kann ich teilnehmen? Wer wird dolmetschen? Es müssen sich mindestens fünf Personen anmelden, dann finanziert der Staat die Dolmetschkosten für die Ausbildung. Ich bin aber alleine, also habe ich keine Chance. Es gibt wirklich viele Barrieren. Deswegen habe ich aufgegeben.
[GW.tv]: Das bedeutet, du hast keine Ausbildung gemacht.
[Stefanie Schmidjörg]: Nein, leider nicht.
[GW.tv]: Verstehe. Möchtest du in der Zukunft eine Ausbildung machen?
[Stefanie Schmidjörg]: Ja klar, sehr gerne. Ich möchte mich in dem Bereich weiterbilden und mein Wissen vertiefen. Das möchte ich gerne, aber derzeit gibt es zu viele Barrieren. Ich will jetzt nicht meine Zeit verschwenden. Jetzt konzentriere ich mich auf meine Arbeit bei der vis.com. Vielleicht gibt es später irgendwann noch ein paar Gehörlose, die sich für das Tätowieren interessieren und wir können die Ausbildung gemeinsam machen. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich mehr Gehörlose für das Tätowieren interessieren. Interessierte können sich gerne bei mir melden und wir machen in ein paar Jahren gemeinsam die Ausbildung. Ab fünf Personen ist es möglich. Ich würde mich sehr freuen, wenn es klappt.
[GW.tv]: Wenn du dir vorstellst, dass du in der Zukunft eine Tätowiererin bist. Was ist dein Ziel? Wie stellst du dir das vor?
[Stefanie Schmidjörg]: Ich möchte gerne ein Tattoo-Studio gründen. Wo gehörlose Menschen kommen können und vielleicht auch die Mitarbeiter:innen gehörlos sind. Das wäre ein Traum!
[GW.tv]: Ich hoffe, dass der Traum wahr wird!
[Stefanie Schmidjörg]: Ich hoffe auch, dass das klappen wird!
[GW.tv]: Ja, genau. Zum Tätowieren fällt mir noch eine Frage ein: Du machst das ja als Hobby. Wie übst du? Tätowierst du dich selbst? Oder hast du Kund:innen, die du tätowierst?
[Stefanie Schmidjörg]: Ja, eine gute Frage. Am Anfang habe ich mit Schweinehaut geübt. Da habe ich sehr viel ausprobiert und geübt. Und dann habe ich bei meinem Freund geübt. Er war das Versuchskaninchen. Ja, so war das am Anfang. Mit der Zeit habe ich dann auch seine Mama und meinen Bruder tätowiert. Also zuerst nur die Familie und Freund:innen. Fremde Leute zu tätowieren war mir noch unangenehm. Das ist schon eine große Verantwortung und ich habe mich damals noch nicht so gut ausgekannt mit dem Tätowieren. Deswegen war ich da eher vorsichtig. Mittlerweile habe ich aber schon viel Erfahrung gesammelt und würde alle Leute tätowieren. Man muss vorsichtig sein, dass man nicht zu tief sticht und dass die Farbe nicht zerrinnt. Man muss mit der Nadel aufpassen, da gibt es wirklich sehr viele Dinge, die man beachten muss. Tätowieren ist nicht so leicht und es ist nicht einfach nur Spaß. So wie bei Piercings, sind auch beim Tätowieren die Hygiene-Vorschriften nicht ohne. Es gibt viele Dinge, die man wissen muss. Zum Beispiel, wenn Entzündungen oder eine Blutvergiftung auftreten, usw. Ja, viele Dinge. Man hat da wirklich eine große Verantwortung.
[GW.tv]: Hast du auch schon ein paar Kund:innen, die sich von dir tätowieren lassen?
[Stefanie Schmidjörg]: Ja, viele kommen zu mir.
[GW.tv]: Und es werden immer mehr?
[Stefanie Schmidjörg]: Ja, genau. Ich kann auch gerne selbst ein Tattoo zeichnen. Die Leute können sich das Motiv oder das Tattoo selbst aussuchen oder ich kann nach ihren Wünschen ein Tattoo kreieren. Ich kann das gerne zeichnen. Wir können uns ein Gespräch ausmachen, per Zoom oder persönlich, und dann besprechen wir alles genau. Entsprechend den Wünschen meiner Kund:innen zeichne ich dann einen Entwurf, der dann doch ein paar Mal geändert werden kann. Das mache ich gerne für meine zukünftigen Kund:innen. Mein Traum ist, dass ich später auch Beratungen anbiete. Es gibt wirklich viele wichtige Dinge, und manchmal ist man sich unsicher, da kann ich gerne beraten.
[GW.tv]: In Gebärdensprache.
[Stefanie Schmidjörg]: Ja genau, ich würde in Gebärdensprache beraten, das wäre schön. Das wäre sehr schön! Auch zu sehen, wie angenehm es für die Leute ist, in Gebärdensprache kommunizieren zu können.
[GW.tv]: Das kann ich mir gut vorstellen.
[Stefanie Schmidjörg]: Ja, das wäre wirklich schön.
[GW.tv]: Es wäre schön, wenn es barrierefreie Kommunikation mit dem:der Tätowierer:in gäbe. Man kann sich mit dem:der Tätowierer:in zusammensetzen und gebärden.
[Stefanie Schmidjörg]: Das stimmt.
[GW.tv]: Wenn du in Zukunft eine Ausbildung absolvieren kannst, dann könntest du dein eigenes Tattoo-Studio gründen.
[Stefanie Schmidjörg]: Das wäre ein Traum!
[GW.tv]: Spannend. Ich habe noch eine letzte Frage an dich: Gibt es eine Botschaft, die du der Gehörlosen-Community gerne mit auf den Weg geben möchtest?
[Stefanie Schmidjörg]: Ja. Es ist wichtig, dass ihr eure Hobbies, eure Leidenschaft lebt! Und dass ihr nicht aufgebt, auch wenn es schwierig ist. Kämpft für eure Träume! Auch in zehn Jahren ist das noch möglich. Geduld ist wichtig. Es ist schön, wenn ihr eure Ziele erreicht! Gut. Danke, dass du mich für Gebärdenwelt interviewt hast!
[GW.tv]: Gerne!
[Stefanie Schmidjörg]: Vielen Dank!
[GW.tv]: Gerne. Tschüss!