Schon vor seinem Studium sammelte Jonah Wögerbauer Erfahrungen im Bereich der Filmproduktion. Er konzentriert sich auf Kurzfilme und Serien und erzählt uns von seinen Erfahrungen.
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[Jonah Wögerbauer]: Hallo. Danke für die Einladung. Mein Name ist Jonah. Ich mache Aufnahmen und studiere Filmregie in Potsdam.
[GW.tv]: In Potsdam, in Deutschland?
[Jonah Wögerbauer]: Ja, genau.
[GW.tv]: Potsdam also.
[Jonah Wögerbauer]: Das ist in der Nähe von Berlin.
[GW.tv]: Wie ist dein Gebärdenname?
[Jonah Wögerbauer]: Mein Gebärdenname ist Jonah.
[GW.tv]: Ok, Jonah. Wie bist du eigentlich zu der Filmregie gekommen? Woher kam dein Interesse dazu?
[Jonah Wögerbauer]: Ich habe schon mit 14 oder 15 Jahren meinen ersten Film gemacht. Der Film war recht kurz und ich habe ihn gemeinsam mit meinen Freunden gemacht. Das war ziemlich lustig. Direkt als ich den allerersten Film in meinem Leben gesehen habe, habe ich mich in diese Kunstform verliebt. Das hat mich sehr interessiert, weshalb ich mich dazu entschlossen habe, das zu machen. So hat sich das dann entwickelt.
Ich habe mal einen kleinen Film gemacht. Bis jetzt sind es 5 oder 6 Filme, die ich gemacht habe. Vor einem Jahr habe ich angefangen zu studieren. Davor habe ich im Filmbereich gearbeitet. Ja, genau. Ich mache kurze Filme, keine langen Filme.
[GW.tv]: Kurzfilme also.
[Jonah Wögerbauer]: Ja. So ist der normale Vorgang. Man fängt immer mit Kurzfilmen an.
[GW.tv]: Verstehe, und dann werden sie immer länger. Möchtest du später auch mal längere Filme produzieren?
[Jonah Wögerbauer]: Ja. Gut wären auch so Sachen, die man in der heutigen Zeit schaut, wie Serien.
[GW.tv]: Serien meinst du. Ah, ja das ist cool.
[Jonah Wögerbauer]: Ja, moderne Serien.
[GW.tv]: Ok, das bedeutet du hast mit ganz kurzen Filmen begonnen und machst jetzt immer noch Kurzfilme. Von deinem 14. Lebensjahr bis jetzt, wie war dein Weg in dieser Zeit? Wie ist es gelaufen?
[Jonah Wögerbauer]: Ich habe Filme gesehen. Zuerst habe ich mich da immer gespielt und kurze Filme gemacht. Und dann habe ich selber nach Förderungen gesucht und auch welche bekommen.
[GW.tv]: Aha, Förderungen.
[Jonah Wögerbauer]: Früher habe ich viel selber gemacht. Im Studium ist das jetzt anders. Es gibt unterschiedliche Bereiche, z.B. Kamera oder Schnitt. Es gibt viele verschiedene Fachrichtungen. Ich mache nur Regie. Jetzt ist es einfacher, ich bekomme mehr Unterstützung und es sind größere Projekte.
[GW.tv]: Also früher hast du selber nach Förderungen suchen müssen und jetzt ist alles viel einfacher und geht schneller?
[Jonah Wögerbauer]: Ja, wir sind auch ein großes Film-Team.
[GW.tv]: Ihr arbeitet zusammen.
[Jonah Wögerbauer]: Die Technik ist auch anders, viel größer.
[GW.tv]: Also war es früher sehr einfach und jetzt ist alles professionell.
[Jonah Wögerbauer]: Ja, genau. Ja, ich entwickle mich selbst immer weiter. Zuerst muss man viele schlechte Filme machen. Das gehört dazu und dann verbessert man sich.
[GW.tv]: Man wird besser und steigert sich immer.
[Jonah Wögerbauer]: Genau, das stimmt.
[GW.tv]: Was genau macht ein Regisseur eigentlich?
[Jonah Wögerbauer]: Gute Frage. Ein Regisseur ist verantwortlich für das Künstlerische. Er hat Verantwortung für den künstlerischen Betrieb. Ja. Er hat auch Verantwortung für das Team. Er muss sehr viel kommunizieren. Was möchte man machen? Was ist die V-I-S-I-O-N?
[GW.tv]: Das ist die Gebärde für Vision. Vision.
[Jonah Wögerbauer]: Das wichtigste als Regisseur ist die Kommunikation, dass man auch sagt: “Ich möchte das so, so und so.” Dann läuft es. Ich bin vom Anfang bis zum Ende dabei.
[GW.tv]: Ist es eine schwierige Aufgabe?
[Jonah Wögerbauer]: Ja, schon. Mit viel Verantwortung.
[GW.tv]: Gibst du auch Anweisungen bei den Filmaufnahmen?
[Jonah Wögerbauer]: Ja.
[GW.tv]: Das machst du auch.
[Jonah Wögerbauer]: Normalerweise schaue ich auf dem Bildschirm mit. Als Regisseur unterstütze ich auch die Darsteller:innen.
[GW.tv]: Du unterstützt und hilfst.
[Jonah Wögerbauer]: Ich sage nicht: Das hast du schlecht gemacht.
[GW.tv]: Ja, das ist logisch.
[Jonah Wögerbauer]: Ich bin immer positiv. Wie ist die richtige Gebärde? Positiv.
[GW.tv]: Ja genau, positiv. Nicht negativ. So ist die Gebärde für negativ. Und so positiv. Genau, positiv. Zusammenarbeit ist sehr wichtig.
[Jonah Wögerbauer]:Wenn die Schauspieler:innen nicht genau wissen, wie sie spielen sollen, dann unterstütze ich sie. Dann sage ich: Versuch mal das oder das.
[GW.tv]: Ihr helft euch gegenseitig.
[Jonah Wögerbauer]:Ja genau.
[GW.tv]: Woher weißt du was gebraucht wird?
[Jonah Wögerbauer]: Ich hole mir Inspiration durchs Beobachten.
[GW.tv]: Aha, du beobachtest viel.
[Jonah Wögerbauer]: Im Alltag.
[GW.tv]: Im Alltag.
[Jonah Wögerbauer]: Zum Beispiel beobachte ich verschiedene Menschen. Die Kleidung ist interessant, dann schreibe ich mir das in einem Buch auf.
[GW.tv]: Du sammelst Eindrücke und schreibst dann alles auf.
[Jonah Wögerbauer]: Ja. Man kann auch filmen, aber ich beobachte lieber.
[GW.tv]: Was war die spannendste Arbeit, die du bis jetzt gemacht hast?
[Jonah Wögerbauer]: Jedes Projekt ist spannend. Vor einem Jahr habe ich einen kurzen Spielfilm gemacht. Es geht darum: Zu Weihnachten wollte eine Familie zu Hause Familienfotos machen. Kennst du das? Fotos wo alle in Reih und Glied stehen. Es war ein totales Chaos. Viele Leute waren da und es war ein großes Durcheinander.
Es ist ein lustiger Film. Es war spannend, weil viele Schauspieler:innen
gleichzeitig vor der Kamera waren. Da war viel los. Alles durcheinander, ein totales Chaos. Das ist ein lustiges … Wie gebärdet man Konzept?
[GW.tv]: So ist die Gebärde: Konzept.
[Jonah Wögerbauer]: Das Konzept dahinter, war es das Chaos zu zeigen. Das ist spannend. Dieses Jahr habe ich einen Dokumentarfilm gemacht. Das ist mein erster Dokumentarfilm. Es ist sehr interessant. Inhaltlich geht es um Xenia Dürr, du kennst sie vielleicht.
[GW.tv]: Ja, Xenia. So ist ihr Gebärdename: Xenia.
[Jonah Wögerbauer]: Ja genau. Der Film dauert 15 Minuten. Ich habe sie im Alltag begleitet, ich habe sie interviewt und gefilmt. Ich möchte unterschiedliche Geschichten zeigen. Xenia wohnt jetzt in Berlin. Wir haben uns dort getroffen.
[GW.tv]: Ihr habt euch dort getroffen und gefilmt, fein.
[Jonah Wögerbauer]: Wir konnten in der Österreichischen Gebärdensprache gebärden, das war schön. Das ist ein Vorteil. In Deutschland ist die Gebärdensprache ja anders.
[GW.tv]:Ja, da ist die Gebärdensprache anders. Das stimmt.
[Jonah Wögerbauer]: Jetzt ist der Film fertig und ich bewerbe mich dafür für ein Festival.
[GW.tv]: Für welches Festival? Oder bewirbst du dich für verschiedene Festivals?
[Jonah Wögerbauer]: Verschiedene Festivals auf der ganzen Welt.
[GW.tv]: Okay, verstehe.
[Jonah Wögerbauer]:Damit habe ich jetzt erst begonnen. Schauen wir mal.
[GW.tv]: Gut. Du hast schon mehrere Filmprojekte gemacht. Was war dabei die größte Herausforderung für dich?
[Jonah Wögerbauer]: Zum Beispiel habe ich zum ersten Mal einen Dokumentarfilm gemacht. Wegen der Uni hatte ich nur 5 Tage dafür Zeit. Nicht mehr und nicht weniger. Bei einem Dokumentarfilm kann man nicht sagen: Ich möchte, dass du das so machst. Oder so.
Man muss beobachten. Man kann schon besprechen, worum es ungefähr gehen wird. Aber man kann es nicht wiederholen. Die Zeit ist zu kurz. Man hat nur einmal die Möglichkeit zu filmen. Es war spannend und neu, aber auch herausfordernd. Ich musste immer überlegen, ob ich genug Material habe. Material.
[GW.tv]: Genau, Material.
[Jonah Wögerbauer]: Verstehe, immer überlegen, ob man genug Material hat.
[GW.tv]: Was ist, wenn du nicht genug Material hast?
[Jonah Wögerbauer]: Tja, das ist schwierig. Beim Schneiden komme ich oft drauf, dass etwas fehlt oder dass ich etwas vergessen habe. Dann muss ich es nochmal machen. Oder ich muss mir etwas anderes einfallen lassen. Einen anderen Weg einschlagen.
[GW.tv]: Ja, genau. Du arbeitest im künstlerischen Bereich als Regisseur und machst Filme. Gibt es da Barrieren?
[Jonah Wögerbauer]: Für die Regie-Arbeit brauche ich viel Kommunikation. Das ist alles lautsprachlich, da wird nur gesprochen. Für mich ist es manchmal schwierig, mit so vielen Leuten im Team zu kommunizieren. Das verwirrt mich. Das ist schon eine Barriere. Ich versuche immer, in kleinen Teams zu arbeiten, wo ich die Leute besser verstehe.
Nicht nur im künstlerischen Bereich, sondern überall gibt es Barrieren und es ist schwierig Förderungen zu bekommen. Das ist leider immer so. Man kann vielleicht nicht schneiden oder filmen, das ist schwierig. Ja. Einen Drehort, wo man filmen darf, zu finden, ist schwierig. Aber das sind Barrieren für alle Filmemacher. Für gehörlose Filmemacher, wie für mich, ist vor allem die Kommunikation eine große Barriere. Aber bis jetzt hat es eigentlich ganz gut funktioniert.
[GW.tv]: Es ist wichtig, dass sich das Team an dich anpasst, damit ihr gut zusammenarbeiten könnt.
[Jonah Wögerbauer]: Zusammen.
[GW.tv]: Zusammen, ja. Jetzt kommen wir zur letzten Frage: Welche Botschaft möchtest du den zukünftigen gehörlosen Künstler:innen und Schauspieler:innen mitgeben?
[Jonah Wögerbauer]: Gehörlose und schwerhörige Menschen stoßen oft auf Barrieren im künstlerischen Bereich. Ich glaube, es ist wichtig, dass man immer wieder aufklärt und mutig ist.
[GW.tv]: Dass man immer kämpft.
[Jonah Wögerbauer]: Genau, dass man kämpft. Es ist wichtig, dass aus der Perspektive von gehörlosen Menschen erzählt wird. Es gibt viele Filme über gehörlose Personen, die von hörenden Menschen gemacht wurden. Das ist eine andere Perspektive. Wenn man selbst Filme macht, gibt es viele Möglichkeiten, das zu machen.
Es ist wichtig, dass gehörlose Menschen ihre Geschichte in irgendeiner Form zeigen, z.B. filmen oder malen. Sie sollen es zeigen und mutig sein. Sich einfach trauen und sich nicht verstecken. Sie sollen sich nicht verstecken und nicht aufgeben.
[GW.tv]: Nicht aufgeben.
[Jonah Wögerbauer]: Das möchte ich zeigen.
[GW.tv]: Super, vielen Dank!
[Jonah Wögerbauer]: Vielen Dank!
[GW.tv]: Es war sehr interessant, ein bisschen mehr über die Filmwelt und die Arbeit eines Regisseurs zu erfahren.
[Jonah Wögerbauer]: Danke!