Premiere! „Andi Macht’s“ wurde erstmalig beim dot dot dot Festival ausgestrahlt und wir durften dabei sein. Der Filmemacher Christoph Kopal erzählt von seiner Arbeit und auch den Hauptdarsteller gibt uns einen Einblick in seine schauspielerische Tätigkeit.
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[GW.tv]: Hallo! Kannst du dich kurz vorstellen?
[Christoph Kopal]: Ich bin Christoph und das ist mein Gebärdenname. Ich bin nebenberuflich Filmemacher.
[GW.tv]: Welche Filme machst du? Welches Genre, z.B. Komödien?
[Christoph Kopal]: Ich habe alles Mögliche schon gemacht: brutale Filme, lustige Filme, Dramen, … Ich experimentiere herum bis ich das passende Genre für mich finde.
[GW.tv]: Du hast das passende Genre noch nicht gefunden. Oder gibt es schon eine Tendenz?
[Christoph Kopal]: Mehr mit Gewalt und Comedy. Okay, verstehe. Ich mag den Regisseur Quentin Tarantino. Er inspiriert mich sehr. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe meine Filme genauso zu machen, aber der Stil wird ähnlich sein.
[GW.tv]: Seit wann bist du ein Fan von ihm? Wann bist du auf die Idee gekommen, selbst Filme zu machen?
[Christoph Kopal]: Puh, gute Frage … Vor ungefähr 15 Jahren bin ich auf die Idee gekommen. Ich war mit einem Freund im Auto unterwegs nach Graz und er hat mich gefragt: Gibt es in Österreich eigentlich Filme in Gebärdensprache? Nein. Okay, dann machen wir einen Film. Los geht’s! Ich hatte keine Ausbildung, keinerlei Erfahrungen, ich bin einfach ins kalte Wasser gesprungen und habe losgelegt. Ich habe dann in der Zwischenzeit eine Ausbildung begonnen. Trotzdem ist es wichtig ein Netzwerk zu haben, Leute zu treffen – gehörlos oder hörend – und immer wieder auf die Gebärdensprache aufmerksam zu machen.
[GW.tv]: War das am Anfang sehr hart für dich? Oder ist es problemlos gelaufen?
[Christoph Kopal]: Es war ein Chaos. Ein Chaos. Ja, ein Chaos. Es ist vieles schiefgelaufen. Aber es war trotzdem lustig, ich hatte viel Spaß und das Ergebnis hat gepasst.
[GW.tv]: Wann hast du deinen ersten Film gemacht?
[Christoph Kopal]: Der erste Film war lang, da bin ich ins kalte Wasser gesprungen. Der Film war eine Stunde lang. Da ist wirklich vieles schiefgegangen, es war chaotisch, aber trotzdem war das Ergebnis toll. Ich habe 2009 mit dem Film angefangen, gezeigt wurde er dann erst 2011. Der erste Film war lang, kurze Filme habe ich damals noch nicht gemacht.
[GW.tv]: Jetzt machst du Kurzfilme, stimmt das?
[Christoph Kopal]: Ja. Bei Kurzfilmen habe ich weniger Stress und ich habe bessere Chancen in das Programm von Filmfestivals aufgenommen zu werden. Bei langen Filmen ist das schwieriger und der Zeitaufwand ist enorm.
[GW.tv]: Wie sieht es mit der Finanzierung deiner Filme aus? Gibt es da Förderungen?
[Christoph Kopal]: Am Anfang noch nicht, da war ich auch noch gar nicht vernetzt. Mit der Zeit habe ich dann Leute kennengelernt und getroffen. Der damalige Film wurde von der TU Wien gefördert. Wir haben da zusammengearbeitet, die TU hat mich finanziell unterstützt. Es war nur ein kleines Budget, aber ich bin trotzdem sehr dankbar für diese Unterstützung. Langsam läuft das mit der Finanzierung besser. Ein großes Budget gibt es nicht, aber es ist trotzdem toll.
[GW.tv]: Verstehe. Für welches Zielpublikum machst du deine Filme?
[Christoph Kopal]: Zu einer Hälfte für gehörlose und zur anderen Hälfte für hörende Menschen. In meinen Filmen geht es nicht um Themen wie Probleme, Frust, Gehörlosigkeit oder Barrieren. Es geht um die Sprache und dass gebärdensprachliche Filme gezeigt werden. Bei normalen Filmen gibt es auch eine große Bandbreite: Humor, lustige Filme, und vieles mehr. Die Sprache ist wichtig. Das Zielpublikum ist gebärdensprachig, teils hörende und teils gehörlose Menschen.
Er ist der Hauptdarsteller im Film “Andi macht’s”. Er unterstützt mich bei Musikvideos und bei der Produktion.
[GW.tv]: Gut. Kannst du dich kurz vorstellen?
[Manfred Schütz]: Soll ich meinen Rollen-Namen oder meinen echten Namen sagen?
[GW.tv]: Den echten Namen.
[Manfred Schütz]: Den echten Namen, okay. Mein Name ist Manfred Schütz.
[GW.tv]: In welchem Film hast du als Schauspieler mitgewirkt?
[Manfred Schütz]: Im Film “Andi macht’s”. Den Film hat Christoph Kopal gemacht.
[GW.tv]: Du hast also im Film von Christoph Kopal mitgespielt. Wie bist du zu deiner Rolle gekommen? Wie hast du davon erfahren?
[Manfred Schütz]: Christoph Kopal und ich sind gut befreundet. Wir haben viel über das Drehbuch geredet. Christoph hat Schauspieler:innen gesucht, aber er hat niemanden gefunden. Dann hat er mich gefragt, ob ich die Rolle übernehmen will. Ich war nicht recht begeistert. Wir haben dann darüber geredet, worum es im Film geht. Ich habe gezögert. Am Anfang war ich nicht begeistert, aber ich habe dann doch zugesagt. Und dann haben wir losgelegt.
[GW.tv]: Okay, interessant. Du warst zuerst nicht begeistert und hast dann doch zugesagt. Wie hast du dich dann doch umentschieden?
[Manfred Schütz]: Naja, im Film kommt ja auch etwas in die pornographische Richtung vor. Ich habe überlegt. Die Idee war gut, aber soll ich das wirklich machen? Dann hab ich mir gedacht: Nur Mut! Ich mache das jetzt einfach. Wir hatten auch sehr viel Spaß, es war sehr lustig.
[GW.tv]: Okay, verstehe. So bist du also zur Schauspielerei gekommen. Wie war die Zusammenarbeit mit dem Team?
[Manfred Schütz]: Super! Wir hatten viel Spaß. Manchmal ist auch etwas schiefgegangen, aber das gehört dazu. Das Team war toll! Wir haben auch lange zusammengearbeitet, das war nicht einfach. Das war schon hart, weil wir den ganzen Tag gebraucht haben. Wir waren schon müde, aber wir mussten trotzdem fit sein. Wir durften nicht zeigen, dass wir müde waren. Wir haben mehrere Tage durchgearbeitet. Aber das Team war einfach spitze!
[GW.tv]: Du hast die Rolle des Andi gespielt. Gab es dafür ein Drehbuch, an das du dich halten musstest? Oder konntest du spontan sein und ein bisschen frei gebärden?
[Manfred Schütz]: Meistens musste ich mich an das Drehbuch halten. Du musstest dem Skript folgen. Ab und zu konnte ich etwas ergänzen, aber die meiste Zeit muss ich mich an den Text halten.
[GW.tv]: Was war die größte Herausforderung für dich beim Schauspielen?
[Manfred Schütz]: Meiner Meinung nach gab es zwei große Herausforderungen: Erstens: Ich konnte nicht ich sein und musste auch mein Verhalten verändern. Ich musste spielen und auch meine Mimik musste anders sein. Ich konnte nicht meine normale Mimik einsetzen, ich musste sie verändern und übertrieben spielen. Zweitens: Auch bei der Gebärdensprache musste ich ein paar Dinge verändern, ich konnte nicht in meinem Stil gebärden.
[GW.tv]: Du hast einen anderen Stil gebärdet.
[Manfred Schütz]: Ganz anders. Das war schon herausfordernd. Manchmal habe ich einfach drauf los gebärdet. Ich musste dann unterbrechen und nochmal beginnen. Ich durfte nicht in meinem Stil gebärden. Das braucht auch Übung. Drittens: Großen Dank an das Team für die Unterstützung! Wir haben uns gegenseitig unterstützt und gemeinsam daran gearbeitet, dass der Stil und der Ausdruck besser werden.
[GW.tv]: Wow, das ist eine große Herausforderung.
[Manfred Schütz]: Das ist nicht so einfach, eine sehr große Herausforderung.
[GW.tv]: Eine große Herausforderung, aber ihr habt es geschafft, dass der Film jetzt gezeigt wird. Wie fühlt sich das an, wenn man sich selbst auf der großen Leinwand sieht?
[Manfred Schütz]: Ich wollte am liebsten im Erdboden versinken. Nein, Spaß beiseite. Ich habe Spaß gemacht, es hat mir gut gefallen. Ich habe großen Respekt vor Christoph Kopal, dem Regisseur des Filmes. Er hat sehr gute Arbeit geleistet.
[GW.tv]: Dem kann ich nur zustimmen.
[Manfred Schütz]: Ja.
[GW.tv]: Vielen Dank an dich! Gerne.
[Manfred Schütz]: Auch danke an dich!
[GW.tv]: Gibt es eine Botschaft, die du dem Publikum mitgeben möchtest?
[Christoph Kopal]: Ich wünsche mir, dass ihr Filme macht, auch wenn ihr unsicher seid oder nicht wisst wie am besten, traut euch und probiert es einfach! Probiert es so lange bis es klappt. Baut euch ein Netzwerk auf, lernt Leute kennen. Ihr könnt auch mich kontaktieren und wir tauschen uns über Ideen und Filme aus. Seid nicht ängstlich! Versucht es einfach!
[Manfred Schütz]: Man braucht ein bisschen Mut, dann kann man mitmachen und mitspielen. Nicht ängstlich oder schüchtern sein! Einfach überwinden und in die Rolle schlüpfen. Es soll Spaß machen. Es gibt viele Leute, die besondere Fähigkeiten haben. Sie sollen das machen. Nur Mut! Einfach mutig sein und sich auf die Bühne stellen. Jeder hat bestimmte Fähigkeiten.
[GW.tv]: Ja, die gibt es.
[Manfred Schütz]: Es gibt viele gehörlose Menschen, die das können. Sie können das wirklich, aber dazu fehlt ihnen der Mut.
[GW.tv]: Gibt es für deinen nächsten Film schon Ideen?
[Christoph Kopal]: Da gibt es viele Themen, wie die Abhängigkeit von Sozialen Medien. Jetzt arbeite ich an dem Film, aber wann er fertig sein wird, ist noch offen. Vielleicht in 1 oder 2 Jahren. Aber es läuft. Ich hoffe, er wird bald ausgestrahlt.