Wir blicken zurück auf ein paar Ausschnitte vom Interview mit Cindy Klink. Sie nimmt uns ein Stück weit in ihre Erfahrungen als Deaf Performerin mit.
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[Cindy Klink]: Hallo, ich heiße Cindy [Gebärdenname]. Ich bin 26 Jahre alt. Ich studiere Jura. Das mache ich aber nicht Vollzeit. Ich bin nebenbei auch Deaf Performerin. Zudem arbeite ich als Schauspielerin.
[GW.tv]: Du machst also Deaf Performance. Was ist das genau? Kannst du uns das erzählen?
[Cindy Klink]: Als Deaf Performerin übersetze ich Texte in Gebärdensprache und das hauptsächlich im Bereich Musik. Man kann aber auch beim Theater, Film oder in anderen Bereichen tätig sein. Ich konzentriere mich eher auf die Musikbranche. Ich arbeite gerne auf Bühnen. Da bin ich dann mit verschiedensten Bands zu sehen. Ich gebärde dann die Liedtexte und biete eine visuelle Form von Musik an. Da sind Elemente der Gebärdensprachpoesie und Elemente aus dem Tanz dabei. Man kann sich das einfach vorstellen, wie eine musikalische Kunstform.
[GW.tv]: Vom Beginn deiner Karriere bis jetzt konntest du schon viel Erfahrung sammeln. Was war besonders spannend für dich?
[Cindy Klink]: Eine Sache, die ich spannend finde: Manchmal ist es schon eine große Herausforderung mit jemandem gemeinsam Musik zu machen. Es ist unterschiedlich, wann ich die Texte bekomme und das macht auch einen Unterschied. Für meinen Auftritt mit den Fantastischen Vier habe ich die Texte schon lang im Voraus bekommen. Aber die Texte sind sehr lang und sie singen sehr sehr schnell. Das ist für mich dann immer spannend und herausfordernd, ob ich es schaffe. Ich bin auch topmotiviert, dass ich das gut umsetze.
[GW.tv]: Das heißt der Übersetzungsprozess ist für dich sehr spannend?
[Cindy Klink]: Da bringt jeder neue Text wirklich Herausforderungen mit sich. Es gehört dann auch das Recherchieren dazu. Da lernt man natürlich auch dazu. Manchmal versteht man etwas nicht auf Anhieb.
Dann tausche ich mich mit gehörlosen Personen aus. Ich will den Sinn wirklich genau verstehen. Manchmal interpretiert man etwas auch unterschiedlich. Der Austausch mit anderen ist da wirklich wichtig!
[GW.tv]: Du hast uns jetzt einiges über deine Kunstform erzählt, Musik in Gebärden zu verwandeln. Was ist da der Mehrwert für die Gehörlosenkultur?
[Cindy Klink]: Mein Ziel ist es, den Inhalt und die Bedeutung der Musik zu vermitteln. Mir ist auch wichtig, dass es einfach mehr Sichtbarkeit gibt. Auch für hörende Personen soll deutlich werden, dass wir gehörlose Menschen auch Musik wahrnehmen können! Natürlich muss man sich immer an den Rhythmus und Stil der Sänger anpassen. Auch die unterschiedlichen Liedinhalte sind für mich spannend, die können ganz unterschiedlich sein. Manchmal sind auch humorvolle Themen dabei. Das soll zum Ausdruck kommen. Dann wiederum ist es auch wichtig für hörende Personen unsere Kultur sichtbar zu machen. Sichtbarkeit ist mehr als nur Dolmetscher:innen zu sehen. Ich will zeigen, dass gehörlose Personen auch auf der Bühne Musik machen können. Für mich ist es eine Verbindung von beiden Welten.
[GW.tv]: Wow, schön gesagt! Wenn du live performst, hast du da eine Form von Unterstützung? Wie läuft das ab, wie kannst du den Rhythmus wahrnehmen?
[Cindy Klink]: Zur Unterstützung habe ich meist Dolmetscher:innen dabei. Sonst ist es unterschiedlich und auch abhängig vom Budget. Manchmal habe ich z.B. einen Bildschirm, wo der Text mitläuft. Manchmal passieren natürlich auch spontane Änderungen. Wenn etwas Unerwartetes dazwischenkommt, kann ich zumindest auf den Text schauen. Trotzdem ist es wichtig, sich davor genau mit dem Rhythmus auseinanderzusetzen. Auch Dolmetscher:innen sind zur Unterstützung da. Manchmal gibt es ja spontane Themenwechsel. Auf die muss man dann reagieren können. Oder es wird dazwischen das Publikum animiert, wie z.B.:Einmal hatte ich einen Auftritt in Stuttgart, da wurde dann gerufen: Hey, Stuttgart – alle mitmachen! Und das hör ich dann ja nicht. Ja, das ist dann eben auch wichtig, dass ich da Unterstützung habe.
[GW.tv]: Ah, verstehe. Meine letzte Frage wäre noch, ob du vielleicht eine Botschaft an die Community hast.
[Cindy Klink]: Ja, also ich glaube das ist eine Situation, die viele kennen. Man ist gehörlos, hat einen Traum, ein Ziel vor Augen. Viele lachen dann drüber, oder hörende Personen meinen oft, man schafft das sowieso nicht. Bitte nimm dir diese Meinungen nicht zu Herzen! Wenn du einen Traum oder ein Ziel im Blick hast, kämpfe einfach dafür! Oft ist das natürlich anstrengend. Selbst wenn man von hörenden Personen gesagt bekommt, man wird es nicht schaffen – einfach weiterkämpfen! So habe ich es auch gemacht.
[GW.tv]: Gute Botschaft! Danke, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast.
[Cindy Klink] Gerne!
[GW.tv]: Sehr spannend, etwas über dich und deine Musikperformances zu erfahren! Sehr interessant!