Wir dürfen unser neues Projekt zur politischen Bildung für gehörlose Menschen präsentieren. Als erste dran haben wir ein Interview mit der Sprecherin für Menschen mit Behinderungen, Gesundheit und Pflege bei den NEOS, Fiona Fiedler.
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Viel zu oft werden gehörlose Menschen im politischen Diskurs ignoriert. Viele Medien haben nicht mal Untertitel oder Text in Einfacher Sprache, und eine ÖGS-Dolmetschung gibt es nur ganz selten.
Gebärdenwelt.tv möchte diesen Diskurs für die Gehörlosen-Community eröffnen. Das bedeutet Wahlberichterstattung zu Wahlen, Interviews mit Politiker:innen und NGOS, und Infobeiträge zu wichtigen Begriffen. Heute geht’s los mit einem Interview mit Fiona Fiedler. Sie ist die Sprecherin für Menschen mit Behinderungen, Gesundheit und Pflege bei den NEOS.
Transkript des Interviews:
[Fiona Fiedler]: Wir dürfen unser neues Projekt zur politischen Bildung für gehörlose Menschen präsentieren. Viel zu oft werden gehörlose Menschen im politischen Diskurs ignoriert. Viele Medien haben nicht mal Untertitel oder Text in Einfacher Sprache, und eine ÖGS-Dolmetschung gibt es nur ganz selten. Gebärdenwelt.tv möchte diesen Diskurs für die Gehörlosen-Community eröffnen.
Das bedeutet Wahlberichterstattung zu Wahlen, Interviews mit Politiker:innen und NGOs, und Infobeiträge zu wichtigen Begriffen. Heute geht’s los mit einem Interview mit Fiona Fiedler. Sie ist die Sprecherin für Menschen mit Behinderungen, Gesundheit und Pflege bei den NEOS.
[GW.tv]: Zum ersten Mal sind die NEOS in der Bundesregierung. Was ist das für ein Gefühl, von der Opposition plötzlich zur Regierungspartei zu wechseln?
[Fiona Fiedler]: Es ist etwas, was einen schon mit Stolz erfüllt, dass man in der Partei wirklich so weit gekommen ist als liberale Partei. Nach kürzester Zeit, nach 13 Jahren eigentlich, jetzt wirklich in der Regierung teilzuhaben und Dinge noch einmal anders verändern zu können. Es ist ja in der Vergangenheit durchaus gelungen, kleine Schritte zu verändern. Aber jetzt haben wir wirklich die Kraft, mehr zu gestalten. Und das macht schon stolz.
[GW.tv]: Jetzt sind Sie Teil von der Regierung. Was sind die größten Reformen, die Sie vorhaben? Vor allem im Behindertenbereich?
[Fiona Fiedler]: Also ich glaube, wir haben seit langem eines der größeren Kapitel für Inklusion geschaffen – für Menschen mit Behinderungen. Die Aufgabe ist jetzt natürlich, das auch auf den Boden zu bringen und umzusetzen. Da haben wir mit dem Bildungsministerium einen guten Hebel, weil natürlich aus unserer Sicht alles, was Inklusion betrifft, in der Bildung beginnt.
Wir haben die Kindergärten in den Bildungsbereich gehoben. Das heißt, es ist jetzt einmal die Rutsche gelegt, um ein inklusives Bildungssystem zu starten – vom Kindergarten weg, da, wo die Kinder aus der Familie herauskommen. Wirklich inklusiv beschult zu werden. Tatsächlich auch im Kindergarten die Vielfalt unserer Gesellschaft kennenzulernen und damit groß zu werden. Und das einfach als großen Benefit mitzunehmen und einfach zu schauen, wie man voneinander lernen kann.
[GW.tv]: In Österreich sind Sonderschulen noch immer ein großes Thema. Sie werden noch immer weiter aufgebaut und gegründet. Wie sieht denn inklusive Bildung aus?
[Fiona Fiedler]: Inklusive Bildung ist für uns: die Vielfalt der Gesellschaft in der Klasse abgebildet – mit der notwendigen Unterstützung für Pädagoginnen und Pädagogen, nämlich multiprofessionell im Hintergrund. Das heißt Sozialarbeit, Schulärzte, Schulpsychologie – einfach alles im Schulsystem gebunden zu haben, um die Kinder dort bestmöglich zu unterstützen und auch die Pädagoginnen und Pädagogen zu unterstützen, damit sie unterrichten können, ihre Lerninhalte weitergeben können – und das auf vielfältige Weise.
Dann müssen wir auch bei den Pädagoginnen und Pädagogen nachschulen, weil wir noch immer ein Wahlsystem im Ausbildungssystem haben, was inklusive Inhalte betrifft. Da braucht es wirklich eine ordentliche Nachschärfung. Und dann hat man alles abgebildet und kann gut groß werden und aufwachsen.
[GW.tv]: Im Regierungsprogramm steht einiges zur Inklusion und zu anstehenden Reformen. Andererseits ist der Staat sehr verschuldet. Wie realistisch ist es, dass große Schritte in Reformen eingebracht werden?
[Fiona Fiedler]: Also es wird nicht von heute auf morgen gehen, natürlich, was das finanzielle Thema betrifft, weil wir auch schon ausgeschildert haben, dass die nächsten zwei Jahre sehr harte Jahre und sehr Sparmaßnahmen-Jahre werden. Dennoch ist es so, dass wir sehr konkret in Bildung investieren wollen, weil es eben ein Grundstein ist, den ich jedem Kind mitgeben kann. Alles, was ich in der Bildung nicht schaffe, muss ich hinterher aufholen – und es ist dann hinterher noch teurer.
Somit kann ich jetzt in die Bildung investieren, ein gutes klares Konzept aufstellen. Wie immer es in der Inklusion heißt: „Nichts über uns, ohne uns.“ Und wenn man die Kinder von Anfang an mit einbindet, haben wir mehr Benefit auf lange Sicht gesehen.