Auch die österreichische Kunstszene gibt im Bereich des Humors etwas her. Behandelt wird ein Thema das sowohl gehörlose als auch hörende Personen betrifft. Ein voller Erfolg in zwei Sprachen?
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[„Rudi Ross“]: Ah, die Kollegin ist auch da. Schaust dir den Film an, gell? Der ist super. Extrem toll! Ich lieb diesen Film. Bleib du einfach sitzen. Ich arbeite heute.
Kennt’s mich? Ah nicht? Ihr seid ja jung, eh klar. Geh bitte. Und ihr da drüben? Ah, du kennst mich. Jaja, die älteren Leute beauftragen mich immer ganz gern. Ist eh klar. Ich bin ein Dolmetscher. Und was für einer. He, ihr da hinten kennt mich nicht? Macht nichts.
Also, ich bin der R-U-D-I LEERZEICHEN R-O-S-S. ROSS [Gebärdenname]. Also ich dolmetsch schon so lange. Ein Wahnsinn, sicher schon zehn Jahre. Na! Und was glaubt ihr? Deswegen bin ich heute da. Darum haben’s mich beauftragt. Ich bin super. Ich dolmetsch so gut. Es ist ein Wahnsinn. Ich habe sogar eine Ausbildung dafür. Ich habe Diplome über Diplome. Bittesehr. Da schaut’s jetzt aber.
Ah ja, ich war in Amerika! Ich kann ASL. Ich kann also A-S-L! Jetzt passt’s auf! International gebärden – I CAN. Ja, da schaut’s. Super, so. Schön, dass da seids. Das ist ja ein wirklich tolles Kino. Na schön, die Sessel. So gemütlich auch. Echt fein! Ich komme ja schon ganz lang hier her. Der Film ist wirklich ein Schmankerl. Ich sag’s euch.
Äh? Jetzt haben mir die echt keinen Sessel vorbereitet? Ich soll mir da als Dolmetscher ernsthaft selber einen Sessel hinstellen. Pfff. Ach wurscht. So, Moment… Ich mache das kurz.
Ma heast, es ist zu dunkel. He da hinten, kommen Sie her da. He, schauen Sie, das gibt’s ja nicht. Das ist ja viel zu dunkel. So kann man nichts sehen! Wie sollen die mich beim Gebärden sehen? Ein Licht brauch ich! Gemma. Bitte, gemma. Gibt’s ja nicht!
Ah, super. Jetzt sehen sie mich. Jo he, super, dass ihr da seids. Schaut’s euch den Film an, oder? Ich finde ja den Film super! Ich habe ihn ja schon gesehen. Interessant ist der Film und viel geschossen wird auch. Aber es ist auch eine Liebesgeschichte dabei. Ich verrate euch eh nichts. Abwarten!
Jaja, bald geht’s los. Heast, endlich bist da. Setzt dich hin. Es ist scho spät. Moment! Wir müssen da noch was besprechen. Passt scho. Also, pass auf, wir wechseln alle 10 Minuten. Ich fang an. Kennst dich aus? Gut. So, da, der Film fangt an.
Schritt, Schritt, Schritt, Schritt. Jemand geht. Essenszeit! F-L-O-Y-D. Niemand, nur seine Freunde kennen F-L-O-Y…-D. Du hast keine Freunde. Was gibt’s zum Essen? Lasagne mit Rattenfleisch. Soll ich dir ein Geheimnis verraten? Ja. Wenn ich frei bin, werde ich dich angreifen. Angreifen werde ich dich. Weißt du, dass du einen Polizisten bedroht hast? Ja. Und? Ha ha ha ha ha.
Ich höre: Schritt, Schritt, Schritt, Schritt. Jemand geht. Man hört ein Poltern. Jemand klopft. Poltern. Schläge. Aaah, Musik. Jetzt hört man Musik. He, schau. Es ist schon Wechsel. Rüber mit dir. Passt.
Heast, macht halt wer das Fenster da auf, hm? Es ist so heiß. Ich kann… Wir können so unmöglich arbeiten. Na, wie sollen wir da gebärden? Ja also, bitte aufmachen. Jo, super.
He, ich bin wieder. Da, schaust ins Büchlein! … ich höre … Ah, ja Musik. Super. Ah, was hör ich? Schnell, die Angreifer kommen. Jetzt hör ich wen schreien. Schreien, schreien. Irgendwelche Geräusche. Es wird geplappert. Keine Ahnung was. Weiß ich nicht. Poltergeräusche, Explosion. Schüsse. Hilfe… rufe. Hilfe! Schnell, rettet ihn! Schüsse. Danke. Ah, wieder Musik. Top.
Was ist? Ah, ist schon Wechsel?
Na, gefällt euch der Film? Ich hab’s ja gesagt. Der ist super. Ganz schön viel Action und Schießerei. Da kommt jetzt gleich was. Schaut’s hin. Da kommt die Liebesszene. Ihr werdet es schon sehen.
Hö, es ist schon Wechsel! Ich höre: Gefängnistüre fällt zu. Schreie, Schreie, Schreie. Nochmal Schreie. Hol mich hier raus! Befreie mich! Explosionen. Schüsse! Ich höre eine Säge. Ich höre, wie etwas durchgesägt wird. Etwas fällt um. Eine Frau sagt: Du bist da Schatz. Mann sagt: Ja ich bin da. Wir beide gehen jetzt nach Hause. Ich höre: Ein Kuss. Ahh, Musik. Ahhh, Film ist schon aus. Ja, super! Spitze! Top, hat mir gefallen.
He Kollege, mach du das mit dem Kunden mit der Unterschrift. Mach du das mit dem Kunden! Ich hab jetzt echt keine Zeit. Ich hab einen anderen Termin. Der ist extrem wichtig. Kann nichts verraten, hab ja Schweigepflicht. Super. Ich erzähl es dir später, ok. Servus! Pfiati! Tschau, servus, servus.
[Soph Comini – Moderation]: Applaus für Pam! Super. Möchtest du dich kurz vorstellen? Wer bist du und was arbeitest du?
[Pam Eden]: Ja, also ich bin Pam. [Gebärdenname]. Ich arbeite in vielen Bereichen. Eigentlich bin ich in einem sozialen Beruf tätig. Aber hier geht es ja um den Kunstbereich. Ja und da stehe ich eben als Performerin selbst auf der Bühne. Zudem mache ich auch Dolmetschperformance im Theater. Da folge ich dann bestimmten Charakteren als Schatten. Ich bin da dann als Performerin bzw. Schauspielerin dabei. Musikpoesie ist auch noch etwas, das ich mache. Auch bei Konzerten bin ich als Deaf Performerin auf der Bühne. Das ist es so ungefähr. Habe ich etwas vergessen? Nein, passt gut so, glaube ich.
[Soph Comini – Moderation]: Pam, du hast ja heute alleine auf der Bühne deine Kunst zum Besten gegeben. Wie hat sich das für dich angefühlt?
[Pam Eden]: Ja, das war schon eindrucksvoll. Es war gut, aber ich war nervös. Ist ja klar, wenn man das erste Mal wirklich so selbst auf der Bühne spielt. Aber es war ein schönes Gefühl. Ich habe ja eine eigene Performance kreiert und mir da etwas überlegt für heute. Ich wollte etwas womit das gehörlose Publikum viel Erfahrung hat: der Dolmetscheinsatz. Das Thema kennen wir alle. Ein gefundenes Fressen quasi. Dennoch ist es nicht so einfach alleine zu performen. Es ist einfach etwas anderes, wenn ich im Theater dabei bin und mit einem Team arbeite. Dort kann man sich mit den anderen austauschen, wenn man nervös ist, aber hier bin ich auf mich allein gestellt. Es läuft aber trotzdem gut.
[Soph Comini – Moderation]: Das ist verständlich. Wenn man alleine auf der Bühne steht, ist es nachvollziehbar, dass man nervös ist. Ja genau, das stimmt. Pam, wie sieht es bei dir in Zukunft aus? Hast du Projekte, an denen du mitarbeitest?
[Pam Eden]: Ja, ein paar sind schon in Planung. Eins kommt schon Ende August. Das ist ein Auftritt beim Konzert. Wo ich dann auch auf der Bühne stehen werde. Ich trete da beim Konzert von Coldplay auf. Da werde ich auf der Bühne performen. Das ist ein großes Projekt. Danach bin ich in Linz und arbeite mit Musiker:innen zusammen und mache Gebärdensprachpoesie. Im nächsten Jahr arbeite ich dann wieder mit der Theatergruppe Nesterval zusammen. Ich werde da selbst als Schauspielerin mitspielen. Das ist wieder eine andere Geschichte, da bin ich schon gespannt.
[Soph Comini – Moderation]: Wow, hast du auch irgendwann mal Urlaub?
[Pam Eden]: Nein, leider nicht.
[Oliver Suchanek]: Das kenne ich gut.
[Soph Comini – Moderation]: Machst du wirklich keinen Urlaub?
[Pam Eden]: Nein, nie. Nie. Leider nicht.
[Christoph Kobal]: Ich hab dann immer im Hinterkopf meine To-Do-Liste, auch wenn ich im Urlaub bin, das stresst mich dann.
[Oliver Suchanek]: Ja genau!
[Christoph Kobal]: Ja, das kenne ich gut.