Das wichtigste Ziel des Bildungskongresses ist es, den Austausch zwischen Österreich, Deutschland und der Schweiz zu fördern. Auf der Bühne wurde der Schweizer Dachverband SGB-FSS von Fernanda Hintz vertreten. Mit ihr haben wir über die gesetzliche Situation und aktuellen Entwicklungen in der politischen Arbeit gesprochen.
*Alternativlink zum Video: YouTube
Die Aktionswoche auf Gebärdenwelt.tv:
- Montag: Der große Überblick — spannende Vorträge und schöne Momente mit einer Umfrage
- Dienstag: Internationalen Interviews: DGB-Präsident Ralph Raule und Fernanda Hintz vom Schweizer Gehörlosenbund
- Mittwoch: Interviews mit gehörlosen Akademiker:innen Jürgen Brunner und Clara Kutsch
- Donnerstag: Interviews mit WFD-Präsident Joseph Murray und ÖGLB-Vizepräsident Reinhard Grobbauer
- Freitag: Der Partytag! Das Abendprogramm beim Bildungskongress
- Samstag: Besuch aus der Schweiz — Tatjana Binggeli und Katja Tissi
- Sonntag: Zum Abschluss das Thema Jugend — wir werfen einen Blick auf das Jugend- und Kinderprogramm und sprechen mit Uni-Dozent Christian Stalzer über Jugendsprache
Transkript:
[Fernanda Hintz]: Ich bin Fernanda und komme aus der Schweiz.
[GW.tv]: In welchem Bereich sind Sie tätig?
[Hintz]: Ich engagiere mich in der Politik, insbesondere für die Anerkennung der Gebärdensprache. Und auch für die Themen Notruf, für den Einsatz von Dolmetscher:innen im Gesundheitsbereich und Frühförderung.
Es gibt noch vieles mehr, wofür ich mich einsetze. Ich bin nicht auf mich alleine gestellt, wir arbeiten im Team. Da wird auch die Arbeit aufgeteilt.
[GW.tv]: Das sind viele Arbeitsbereiche. Die drei Länder aus dem DACH-Raum, also Österreich, Deutschland und Schweiz sind heute hier zum Austausch. Wenn man die Situation in den drei Ländern miteinander vergleicht, wo gibt es Unterschiede?
[Hintz]: Das ist schwierig zu beantworten, weil man die Länder nicht so gut miteinander vergleichen kann. Die Systeme unterscheiden sich stark voneinander. Wie es in der Schweiz aussieht, weiß ich, damit befasse ich mich viel und dafür setze ich mich ein. Wir haben da z.B. das Lexikon und ich kenne unser Team, ich kenne auch die Chancen und die Risiken. Ich weiß, dass es in Österreich und in Deutschland viel Engagement in Bezug auf die UN-Behindertenrechtskonvention gibt. Für die Schweiz ist es schwierig der UN-BRK zu folgen. Die Schweiz hat eine andere Politik und andere Gesetze – da muss man schauen, wo es dazupasst. Es ist schwierig zu beantworten, aber ich glaube, dass es in Österreich und Deutschland gut vorangeht. Aber das braucht Zeit. Eine politische Entwicklung braucht immer Zeit.
[GW.tv]: Ja genau, so ist das immer. In der Schweiz gibt es mehrere Lautsprachen und natürlich auch mehrere Gebärdensprachen. Wie funktioniert die bundesweite Kommunikation?
[Hintz]: Das ist eine Herausforderung. Die deutsche Schweiz ist dominanter und da wird auch viel gemacht. Es gibt da einige Menschen, die über viel Wissen und eine gute Bildung verfügen. Der romanische Teil der Schweiz, wo LSF verwendet wird, hinkt in Bezug auf die Bildung hinterher. Das Tessin ist auch anders. Das Tessin liegt näher bei Italien und wird von dort stark geprägt. Alle Teile der Schweiz unterscheiden sich in Bezug auf Bildung, Ausbildung, Geschichte und Förderung durch die Familie. Da gibt es große Unterschiede. Deswegen kämpft die deutsche Schweiz mehr für die Ziele. Aber das Ziel ist, dass die Situation für alle gleich ist. Zuerst muss die Gebärdensprache gesetzlich anerkannt werden, damit die Situation in allen Teilen der Schweiz ähnlich sein kann. Das ist eine große Herausforderung, wie Informationen ausgesendet werden
Aussendungen erfolgen oft in DSGS, aber es ist schwierig auch eine Übersetzung in LSF und LIS zu machen. Manchmal entscheidet man sich dann für einen Mittelweg und verwendet International Sign. Aber das ist nicht immer einfach, weil es von vielen Menschen kritisiert wird. Das Problem liegt darin, dass zu wenig Budget, Zeit und personelle Ressourcen zur Verfügung stehen. Es ist auch oft die Frage, ob die Bereitschaft vorhanden ist. Das ist sicher nicht einfach mit drei verschiedenen Gebärdensprachen. Schließlich soll es ja für alle gehörlosen Menschen verständlich sein. Das ist eine Herausforderung.
[GW.tv]: Jetzt kommen wir zu meiner letzten Frage: Der Schweizerische Gehörlosenbund wird von zwei Personen geleitet. Was gehört zu ihren Aufgaben? Können Sie uns ein bisschen was darüber erzählen?
[Hintz]: Zu den Aufgaben gehört: Kontakte mit anderen Vereinen pflegen. Auch finanzielle und personelle Angelegenheiten gehören zu den Aufgaben. Ebenso gehört die Anerkennung der Gebärdensprache dazu. Das betrifft zwar eher den politischen Bereich, aber da gibt es manchmal Vertretungen. Zum Beispiel bei Besuchen im Bundeshaus, die übernimmt der Präsident oder der Geschäftsführer. So werden die verschiedenen Aufgaben verteilt. Sie tragen allgemein sehr viel Verantwortung.
[GW.tv]: Vielen Dank für das Gespräch!
[Hintz]: Gerne.