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Das seltsame US-Wahlsystem: Funktioniert das wirklich so?

Nur zwei Parteien, dafür Wahlmänner, die die Präsidentschaft entscheiden? Das amerikanische Wahlsystem hat viele Besonderheiten, wir klären mal auf!

 

*Alternativlink zum Video: YouTube

 

2016 bekommt Hillary Clinton 3 Millionen mehr Stimmen als Donald Trump — dennoch gewinnt Trump die Wahl. Wie ist das möglich? Und wie kann es sein, dass die Wahlergebnisse in vielen Staaten schon vor der Stimmabgabe bekannt sind? Wie konnte ein verstorbener Mann Senator werden? Warum gibt es für fast 335 Millionen Amerikaner:innen nur zwei Parteien? Auf den ersten Blick wirkt das amerikanische Wahlsystem verwirrend und sogar undemokratisch. Heute findet in den USA die große Wahl statt: gewählt werden gleichzeitig der Präsident und auch das Parlament. Oder wird es zum ersten Mal eine Präsidentin? Wir klären auf, was diese Positionen bedeuten und wie dieses skurrile Wahlsystem funktioniert.

Das Wichtigste zuerst: die Präsidentschaft. Der amerikanische Präsident ist gleichzeitig Staatsoberhaupt und Regierungschef — in Österreich wäre er quasi Kanzler und Bundespräsident. Der Präsident ist auch der oberste Befehlshaber für das Militär und er entscheidet, wer die verschiedenen Regierungsämter führt. Der Präsident vertritt das Land international; zuhause kann er neue Gesetze stoppen. Diese mächtige Position wird aber nicht direkt vom Volk gewählt, sondern von sogenannten Wahlmännern.

Wer sind diese Wahlmänner und mittlerweile auch Wahlfrauen? Die USA heißen nicht umsonst die Vereinigten Staaten — die einzelnen Staaten können vieles selbstständig entscheiden und werden auch bei Wahlen repräsentiert. Das heißt konkret, dass die Präsidentschaft von insgesamt 538 Wahlmänner oder –frauen entschieden wird. Diese Stimmen werden proportional zur Bevölkerungszahl in den jeweiligen Staaten aufgeteilt, z.B. bekommt der größte Staat California 54 Stimmen, während einige nur 3 Stimmen bekommen. Die ursprüngliche Idee damals war, dass die kleinen Staaten nicht ignoriert werden dürfen. Dieses System wird immer wieder kritisiert, doch alle Reform-Versuche sind bisher gescheitert. In der Regel entsprechen diese Stimmen immer den allgemeinen Wahlergebnissen im jeweiligen Staat, aber der Staat wählt immer als geschlossenes Block. D.h., dass ein Kandidat immer alle Stimmen von einem Staat bekommt, auch wenn er die Wahl dort nur 1 Stimme mehr hat.

Dieses System nennt sich „Winner-takes-all-Prinzip“. Es ist auch der Grund, warum es in den USA praktisch nur zwei Parteien gibt. In Österreich werden Stimmen proportional repräsentiert, also kann jede Partei mit mindestens 4 % in den Nationalrat kommen. In den USA sind alle Stimmen für die Minderheit auf lokalen und staatlichen Ebenen quasi wertlos. Somit entstehen zwei starke Gruppen, die gegeneinander antreten.

Vielleicht hast du von „Swing-States“ gehört? So werden die Staaten genannt, die bei Wahlen häufig zwischen den beiden Parteien wechseln. Die meisten Staaten wählen immer die gleiche Partei. Laut aktuellen Prognosen werden nur 7 Swing-States die gesamte Wahl entscheiden.

Die Prognosen sagen auch ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus, eventuell mit einer leichten Tendenz zur Kamala Harris. Wann können wir mit einem Ergebnis rechnen? Erst am 17. Dezember geben die Wahlmenschen ihre Stimmen offiziell ab, aber meistens ist das Ergebnis am Wahlabend schon ziemlich klar. Das heißt, dass wir morgen früh eine solide Hochrechnung erwarten können, auch wenn einige Stimmen noch ausgezählt oder neugezählt werden müssen.

Nach der letzten Wahl wurden einige Trump-Anhänger wegen versuchter Wahlbeeinflussung schuldig gesprochen. Am 6. Jänner 2021 haben Trump-Anhänger das Parlament gestürmt und versucht, die Machtübernahme von Joe Biden zu verhindern. Insgesamt 6 Menschen sind dabei verstorben. Wir wünschen also einen friedlichen Wahltag.

Foto/Video Credits: APA / Adobe Stock / Gebärdenwelt.tv
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