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Botschaft: Was wir für eine inklusive Kunst- und Kulturszene brauchen!

Eine übersichtliche Darstellung von Angeboten, eine offene Zusammenarbeit, bedarfsgerechte Lösungen und eine ordentliche Portion Engagement braucht es, um voran zu kommen. 

 

*Alternativlink zum Video: YouTube 

 

Anlässlich der Aktionswoche rund um den Internationalen Tag der Gebärdensprachen haben wir uns mit drei Vertreter:innen aus der Gebärdensprach-Community ausgetauscht, um auszuloten, was die Kunst- und Kulturszene für gehörloses, schwerhöriges und taubblindes Publikum bereithält und welche Schritte es braucht, um noch inklusiver zu werden. Besonders im Kunst- und Kulturbereich sind die Möglichkeiten nahezu grenzenlos, wenn es um unterschiedliche Zugänge zum Abbau von Barrieren geht. Oft kommen kreative Lösungen zum Einsatz, die einen Grundstein für weitere Vorgehensweisen legen. Dennoch sind zum Teil gravierende Barrieren oder unausgereifte Konzepte vorzufinden. Wir als Österreichischer Gehörlosenbund möchten dieses brandaktuelle Thema aufgreifen und setzen uns dafür ein, dass der Diskurs rund um barrierefreie Kunst- und Kulturangebote weitergetragen wird und
die Anliegen der Gebärdensprach-Community im Kunst- und Kulturbereich sichtbar gemacht werden.

Wir haben die Ergebnisse aus den Expert:innengesprächen zusammengefasst und 9 Forderungen an Institutionen, Organisationen und Veranstalter:innen im Bereich Kunst und Kultur ausgearbeitet. Der ÖGLB nimmt diese Forderungen zum Anlass, um im Anschluss an die Aktionswoche einen Maßnahmenkatalog zu kreieren um eine barrierefreie Kunst- und Kulturszene für gehörlose, schwerhörige und taubblinde Personen in die Wege zu leiten.

Wir fordern:

1. Stärkung der institutionellen Verantwortung: Es darf nicht länger von der Eigeninitiative einzelner Personen abhängig sein, ob barrierefreie Angebote im Kunst- und Kulturbereich vorhanden sind. Die Veranstalter:innen müssen proaktiv und selbstverständlich Barrierefreiheit gewährleisten.

2. Schaffung einer österreichweiten Plattform: Um die Ankündigung von barrierefreien Veranstaltungen und Angeboten zu verbessern, fordern wir die Einrichtung einer zentralen, österreichweiten Plattform. Diese ist dringend notwendig, um die Zugänglichkeit und Auffindbarkeit entsprechender Angebote zu erhöhen.

3. Zusammenarbeit und Miteinbeziehung von A-Z: Kunst- und Kulturbetriebe müssen eine erfolgreiche und offene Zusammenarbeit mit gehörlosen, schwerhörigen und taubblinden Expert:innen anstreben. Prozesse zur barrierefreien Umsetzung von Angeboten müssen durchgehend unter Einbeziehung von Expert:innen erfolgen, um nachhaltige und wirksame Lösungen zu schaffen, die den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht werden.

4. Langfristige Planung und kontinuierliche Konzeptentwicklung: Barrierefreiheit darf nicht als kurzfristige Maßnahme betrachtet werden. Sie erfordert eine umfassende und vorausschauende Planung sowie die kontinuierliche Entwicklung und Anpassung von Konzepten. Barrierefreiheit darf nicht auf die Bereitstellung von Dolmetscher:innen in letzter Sekunde vor Veranstaltungsbeginn beschränkt sein, sondern muss von Beginn an in die Planung und Umsetzung integriert werden, um Missverständnisse und unzureichende Maßnahmen zu vermeiden.

5. Erweiterung des Angebots: Es muss eine größere Vielfalt an barrierefreien kulturellen Veranstaltungen geschaffen werden. Das Ziel ist es, dass Menschen entsprechend ihrer individuellen Interessen und nicht nur mangels Alternative an Veranstaltungen teilnehmen.

6. Berücksichtigung unterschiedlicher Bedürfnisse: Um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, müssen mehrere Lösungen angeboten werden, wie zum Beispiel die Kombination von Untertiteln und Dolmetschung.

7. Förderung einer konstruktiven Feedbackkultur: Barrierefreiheit erfordert eine offene Feedbackkultur. Rückmeldungen der Betroffenen müssen angenommen, ernst genommen und in die kontinuierliche Verbesserung der Angebote integriert werden.

8. Erhöhung des Budgets: Die Bereitstellung von Barrierefreiheit erfordert angemessene finanzielle Mittel. Der Zugang zu Kunst- und Kulturbetrieben darf nicht an fehlenden finanziellen Mitteln scheitern.

9. Spezifische Platzierungsregelungen: Für Dolmetscher:innen sowie Deaf Performer:innen müssen genauso wie für gehörlose Besucher:innen spezielle Platzressourcen geschaffen werden. Dazu gehört die Einrichtung eines eigenen Ticketkontingents, um optimale Sichtverhältnisse sicherzustellen.

 

Wir danken allen gehörlosen, schwerhörigen und taubblinden Personen, die sich für die Teilhabe im Kunst- und Kulturbereich stark machen und möchten die gesamte Gebärdensprachcommunity nochmal ermutigen, eine inklusive Kunst- und Kulturszene weiterhin aktiv mitzugestalten:

1. Mut zu offener Zusammenarbeit und Kooperation: Gehörlose Kunst- und Kulturschaffende brauchen eine Kultur der Offenheit und des Mutes zur Zusammenarbeit. Diese Kultur fördert aktiv die Kooperation zwischen hörenden und gehörlosen Akteur:innen, um kreative Potenziale auszuschöpfen und eine inklusive, vielfältige Kultur zu schaffen.

2. Feedbackkultur beibehalten: Feedback ist entscheidend für die Verbesserung barrierefreier Angebote. Kunstinteressierte und Veranstaltungsbesucher:innen müssen Feedbackmöglichkeiten aktiv nutzen, um gezielte Verbesserungen zu ermöglichen.

3. Förderung von Talenten und Nachwuchs: Der Kunst- und Kulturbereich muss gehörlosen, schwerhörigen und taubblinden Künstler:innen eine Bühne bieten, ihre Talente zu entfalten und zu zeigen. Diese Sichtbarkeit trägt maßgeblich dazu bei, dass jungen gehörlosen Künstler:innen Identifikationsmöglichkeiten geboten werden.

Foto/Video Credits: ÖGLB / Gebärdenwelt.tv
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