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„Zugang zur Bildung braucht Gebärdensprache!“: WFD-Präsident Joseph Murray in Interview

Der ÖGLB hat einen besonderen Ehrengast zum Bildungskongress eingeladen: Joseph Murray, den Präsidenten der World Federation of the Deaf (WFD). Er hat einen Vortrag über die Geschichte der Gehörlosen gehalten. Im Interview mit uns zeigt er sich begeistert vom internationalen Austausch beim Bildungskongress und spricht über seine Arbeit als WFD-Präsident. 

 

*Alternativlink zum Video: YouTube

 

Die Aktionswoche auf Gebärdenwelt.tv:

Transkript: 

 

[Joseph Murray]: Mein Name ist Joseph Murray und ich bin Präsident des WFD (World Federation of the Deaf).

[GW.tv]: Wie sieht Ihre Tätigkeit als Präsident des WFD aus?

[Murray]: Meine Tätigkeit als Präsident ist freiwillig.
[ÖGS: freiwillig]
[Murray]: Ich übernehme also die Leitung des Vorstands. Ich manage und behalte den Überblick über die weiteren Mitarbeitenden. Weiters arbeite ich an den Policies, Zielen und der Vision des WFD. Meine Verantwortung ist auch, den Verband so zu leiten, dass wir diese Ziele auch erreichen. Es sind sehr viele Ziele, an denen wir hier arbeiten. An erster Stelle steht der Aufbau eines Netzwerks mit internationalen Kontakten, wie z.B. mit der UNO. Unsere Aufgabe ist Bewusstsein für die Anliegen gehörloser Personen zu schaffen. Ein weiteres Ziel ist die Organisation der Gehörlosengemeinschaft auf internationaler Ebene. Der WFD ist die weltweit zweitgrößte Organisation von Menschen mit Behinderung. Es sind 139 Länder vertreten.

[GW.tv]: Wow, das ist viel. Von den vielen Zielen und Bereichen möchte ich jetzt ein Thema herausgreifen. Kommen wir zum Thema Bildung [International: Education]. Welche Entwicklungen lassen sich da auf internationaler Ebene erkennen?

[Murray]: Sowohl in der Bildung von Kindern als auch Erwachsenen, lassen sich international viele Unterschiede erkennen. Die klare Priorität ist aber die gleiche: Zugang zu Bildung braucht Gebärdensprache! Aber auch diesbezüglich sind die Unterschiede enorm. Man sieht, dass in manchen Ländern dieser Zugang durch Gehörlosenschulen ermöglicht wird. Dort gibt es ein vollständig gebärdensprachliches Umfeld. Es werden aber immer weniger Länder, wo das so praktiziert wird. Mit diesem Wandel ist es unsere Aufgabe geworden, Regierungen aufzuklären, was inklusive Bildung wirklich bedeutet. Ein einzelnes gehörloses Kind mit Dolmetschung in eine hörende Klasse zu setzen ist keine Inklusion! Das ist Segregation. Hier ist wichtig zu betonen, dass gehörlose Kinder ein natürliches Sprachumfeld brauchen. Wenn sie sich natürlich und gebärdensprachlich austauschen können, dann ist das Inklusion.

[GW.tv]: Sehr spannend! Schauen wir uns kurz den Bildungskongress an. Deutschland, die Schweiz und Österreich sind vertreten. Wie ist Ihre Sichtweise zu den Entwicklungen, die hier beim Bildungskongress aufgezeigt werden?

[Murray]: Ich sehe hier großes Potenzial. Natürlich werden wir zunächst wieder auf die Unterschiede aufmerksam. Aber für die Zukunft bietet es die Möglichkeit einer starken, vielfältigen Gehörlosencommunity. Nämlich im Sinne von gehörlosen Personen, die unterrichten und in der Bildung tätig sind. Ich hoffe, dass aus dem Bildungskongress viele gehörlose Multiplikator:innen hervorgehen.

[GW.tv]: Das ist eine schöne Vision! Eine letzte Frage möchte ich noch stellen. Am Bildungskongress gab es viele verschiedene Vorträge. Was hat Sie am meisten zum Nachdenken gebracht?

[Murray]: Hier beim Kongress?

[GW.tv]: Ja.

[Murray]: Zusammenfassend fand ich am spannendsten, wie die drei Länder zusammenarbeiten. Der Austausch über Bildung in so einem Format ist enorm wertvoll. Bildung lebt vom Austausch und vom Voneinander-Lernen. Nur so kann sich auf Dauer etwas weiterentwickeln.

[GW.tv]: Toll! Vielen Dank für das Interview!

[Murray]: Ja, gerne.

Foto/Video Credits: Gebärdenwelt.tv
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