Wie zugänglich sind österreichische Hochschulen für gehörlose und schwerhörige Studierenden? Clara Kutsch erzählt von ihren Erfahrungen — als Studentin und Forscherin. Außerdem fasst sie uns ihren Vortrag über Antifaschismus zusammen.
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Die Aktionswoche auf Gebärdenwelt.tv:
- Montag: Der große Überblick — spannende Vorträge und schöne Momente mit einer Umfrage
- Dienstag: Internationalen Interviews: DGB-Präsident Ralph Raule und Fernanda Hintz vom Schweizer Gehörlosenbund
- Mittwoch: Interviews mit gehörlosen Akademiker:innen Jürgen Brunner und Clara Kutsch
- Donnerstag: Interviews mit WFD-Präsident Joseph Murray und ÖGLB-Vizepräsident Reinhard Grobbauer
- Freitag: Der Partytag! Das Abendprogramm beim Bildungskongress
- Samstag: Besuch aus der Schweiz — Tatjana Binggeli und Katja Tissi
- Sonntag: Zum Abschluss das Thema Jugend — wir werfen einen Blick auf das Jugend- und Kinderprogramm und sprechen mit Uni-Dozent Christian Stalzer über Jugendsprache
Transkript:
[Clara-Maria Kutsch]: Mein Forschungsbereich ist Sprachwissenschaft. Ich beschäftige mich mit der kritischen Diskursanalyse. Das bedeutet, Forschung im Zusammenhang mit der Sprachkompetenz und Organisation, hauptsächlich im Bereich Medizin. Lehrbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert werden hier analysiert. Wir schauen, wie die Gehörlosen-Community und die Gebärdensprache in diesen Büchern beschrieben werden.
[GW.tv]: Sie arbeiten gerade an Ihrer Doktorarbeit im Bereich Medizingeschichte. Warum haben Sie ausgerechnet dieses Thema ausgewählt?
[Kutsch]: Also mir ist aufgefallen, dass die Deaf Studies immer wieder von der medizinischen Perspektive schreiben. Aber was ist das eigentlich? Was bedeutet medizinische Perspektive? In der Sprachwissenschaft wurde dieses Thema noch nie erforscht. Das hat mein Interesse geweckt. Ich wollte mir ansehen, welche Argumente hier vorhanden sind und wie dieses Thema aufgebaut ist. Deswegen habe ich es ausgewählt.
[GW.tv]: Heute ging es in Ihrem Vortrag aber um ein anderes Thema und zwar um Antifaschismus. Können Sie das kurz zusammenfassen?
[Kutsch]: Wenn man sich die Weltpolitik anschaut, also was auf der Welt passiert, dann sieht man überall – in Europa und in Amerika mit Trump – einen Rechtsruck. Für mich ist es wichtig die ebärdensprachcommunity aufzuklären, welche Gefahren Faschismus und Rechtspopulismus mit sich bringen. Wie man diesen Rechtspopulismus erkennen kann und wie man damit umgehen kann. Nationalsozialismus ist ein Thema, mit dem ich mich schon lange beschäftigt habe. Mit der Zwangssterilisation von gehörlosen Menschen in der Nazizeit habe ich mich auseinandergesetzt. Jetzt möchte ich eine allgemeine Perspektive aufzeigen, das ist mir wichtig.
[GW.tv]: Sie sind eine schwerhörige Studentin. Was würden Sie als erstes am Bildungssystem ändern?
[Kutsch]: Was ich selbst schon mit anderen Doktorand:innen gemacht habe, ist ein gebärdensprachlicher Schreib-Deaf-Space. Wir schreiben alle drei an einer Doktorarbeit und brauchen einen schreibdidaktischen Austausch in Gebärdensprache. Wie man sich ohne Dolmetscher:in austauscht, wie man sich gegenseitig unterstützt und miteinander diskutiert. Und das eben in Gebärdensprache. Das möchte ich einfach ausweiten.
Genau. Dass man einen Deaf Space hat.
