Als sie zu Hause ankommen, läutet Thomas an der Haustür. „Wozu läutest du?“, fragt Julia, ich dachte, deine Eltern sind gehörlos. Da werden sie ja wohl kaum die Türklingel hören.“ Die Mutter von Thomas öffnet die Tür „Hallo Tom! Wen hast du denn da mitgebracht?“, fragt sie überrascht. „Ich heiße Lisa und das sind Freunde von mir und Thomas“, gebärdet Lisa. „Du sprichst Gebärdensprache?“, freut sich die Mutter und strahlt sie an, „und ihr, versteht ihr auch unsere Sprache?“ Julia schüttelt den Kopf, zeigt mit ihrem Zeigefinger auf die anderen und gebärdet „Lernen“. Die Mutter lacht und winkt sie in die Wohnung. Über der Eingangstür zeigt Thomas auf die große Lampe. Er drückt noch einmal die Türklingel und die Lampe leuchtet grell auf. „Aha!“, sagt Julia.
„Mit solchen Blitzlichtern funktioniert auch das Telefon und unser Wecker im Schlafzimmer“, erklärt Thomas. „Aber wie kann man telefonieren, wenn man nichts hört?“, fragt Martin. „Wir haben ein Faxgerät, mit dem wir Nachrichten an andere Leute schicken können. Natürlich stehen wir mit vielen Freunden in E-Mail-Kontakt. Auch zum Chatten im Internet muss man nicht hören können. Wenn wir unterwegs sind, schicken wir uns über das Handy Kurznachrichten“, berichtet Thomas. „Euch fehlt nur noch ein Videotelefon“, lacht Martin, „dann könnt ihr miteinander in Gebärdensprache reden.“
Im Wohnzimmer saugt der Vater von Thomas den Boden. Thomas geht um ihn herum und winkt mit beiden Händen, damit er auf ihn aufmerksam wird. „Man darf einen gehörlosen Menschen nie von hinten berühren, denn sonst erschreckt er sich fürchterlich“, sagt Thomas.
Wir sprechen mit den Händen
Franz-Joseph Huainigg
Illustrationen: Verena Ballhaus
Copyright (C) 2005 by Annette Betz Verlag
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Verlag Carl Ueberreuter, Wien – München
ISBN 3-219-11218-8