„Ich kann hören, aber meine Eltern sind gehörlos“, erklärt Thomas, „So habe ich beide Sprachen gelernt. Mit meinen Eltern spreche ich zu Hause nur in Gebärdensprache. Dass ich beide Sprachen verstehe, ist manchmal ganz praktisch.
„Ich kann mir nicht vorstellen, wie man lebt, ohne etwas zu hören“, sagt Julia, „man hört das Telefon nicht klingeln oder den Wecker läuten…“ Thomas lacht: „Wenn ihr wollt, könnt ihr mit mir nach Hause kommen. Ich zeig euch unsere Wohnung und wie dort alles funktioniert.“ Die Kinder sind begeistert und machen sich mit Thomas auf den Weg. Eine Zeit lang gehen sie neben einer Eisenbahnschiene. Ein langer Zug rattert laut an ihnen vorbei.
Sabrina möchte Max etwas sagen, doch der schreit nur: „Was hast du gesagt? Ich verstehe dich nicht, es ist zu laut!“ Beide bewundern Thomas und Lisa, die sich in Gebärdensprache Witze erzählen und dabei nicht vom Zug gestört werden. „Ich möchte auch Gebärdensprache lernen!“ erklärt Max, als der Zug vorbeigefahren ist. Die anderen Kinder nicken zustimmend und versuchen mit ihren Händen Wörter in Gebärdensprache zu formen.
„Kann man in Gebärdensprache auch flüstern?“, fragt Martin. „Ja, man macht dann ganz kleine Handbewegungen“, erklärt Lisa, „wenn man laut reden möchte, macht man große Handbewegung.“
„Ich habe euch beobachtet“, sagt Lena, „wenn ihr mit Handzeichen sprecht, ändert ihr auch euer Gesicht.“ „Stimmt, das nennt man Mimik“, erklärt Thomas, „mit einem Lächeln, zusammengezogenen Augenbrauen oder Augenrollen macht man die Gebärden noch deutlicher.“
Wir sprechen mit den Händen
Franz-Joseph Huainigg
Illustrationen: Verena Ballhaus
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Verlag Carl Ueberreuter, Wien – München
ISBN 3-219-11218-8