Skip to content

Warum die Taube „Taube“ heißt – 2. Teil

Das königliche Paar war sehr besorgt. Franziska war ihr einziges Kind und wer sollte später die Regierung des Landes übernehmen, wenn nicht sie? Der Minister, ein sehr ehrgeiziger Mann, hatte schon oft mit der Königin und dem König gesprochen und wurde nicht müde zu betonen, dass die Prinzessin unter keinen Umständen in der Lage wäre, die Regierungsgeschäfte selbst in die Hand zu nehmen. Jedoch hatte er angeboten, das Mädchen im richtigen Alter zu heiraten, um dann freilich in des Königs Sinne, die Macht zu übernehmen.

Insgeheim wünschten sich die Königin und der König, dass das nicht notwendig wäre, aber sie konnten nicht umhin zuzugeben, dass ihre Tochter nicht dazu fähig sein würde, das Land selbst zu verwalten. Franziska indessen beschäftigte sich mit ihren Vögeln, zu denen sie eine innige Beziehung hatte. Der König hatte schon oft beobachtet, wie seine Tochter lange am Fenster gestanden und den Himmel mit all den da fliegenden Vögeln beobachtet hatte. Er sah die Sehnsucht in Franziskas Gesicht und wünschte sich so sehr zu erfahren, woran seine Tochter dachte, wonach sie sich sehnte.  Aber die Mauer zwischen ihnen waren schon sehr hoch; je älter Franziska wurde, umso mehr wuchs ihr Misstrauen den Menschen gegenüber, selbst den Eltern mit ihren betrübten Gesichtern wich sie aus. War es doch kein Wunder nach dem, was ihre Ärzte und die so genannten Heiler und Erzieher schon angetan hatte.

Es war gerade Frühling geworden und alles begann in voller Pracht zu blühen, da kam eines Morgens der königliche Berater aufgeregt zum König und berichtete atemlos von einer weisen Frau, die sich mit ihrem Sohn im Land aufhalten solle. Der Sohn der Frau sei angeblich auch taub – nur eine wundersame Sprache der Hände mache es möglich, dass die beiden sich unterhalten konnten. Der König und die Königin besprachen sich und kamen sofort zu dem Entschluss, überall im Land Boten aus zu senden, um nach der Frau und ihrem Sohn zu suchen.


Warum die Taube „Taube“ heißt
Herausgeber: Österreichischer Gehörlosenbund (ÖGLB), 1100 Wien
www.oeglb.at
Text: Norbert Pauser
Illustrationen: Mag.a Persida Popovitsch-Hon
Grafik: Christoph Letmaier
Druck: Manz Crossmedia GmbH & Co KG, Wien
ISBN 3-200-00375-8

Foto/Video Credits: Persida Popovitsch-Hon / Gebärdenwelt.tv
Beitrag teilen

Accessibility Toolbar