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Warum die Taube „Taube“ heißt 14. Teil

Als sie sich umdrehte, bemerkte sie die beiden Vögel Marinos. Warum wollten sie nicht in Freiheit leben wie die anderen? Es war keine Zeit mehr, um darüber nachzudenken. Als schließlich alle Festgäste in der Kirche versammelt waren und die strahlende Franziska mit ihrem geliebten Marino in der Kirche stand, war ihr schönster Tag gekommen. Der Bischof hielt eine wunderbare Rede. Seine Gebärden waren ergreifend und schwer. Natürlich wurde die Zeremonie in Gebärdensprache abgehalten. Für all jene, die noch nicht so gut gebärden konnten, wurde übersetzt. Alle sollten den Ereignissen dieses besonderen Tages mühelos folgen können. Als es nun daran ging, mit der Gebärde „Ja“ den Bund für das Leben zu schließen, flogen plötzlich durch ein kleines Fenster im Kirchenschiff die beiden Vögel herein. Einer ließ sich auf Franziskas und einer auf Marinos Schulter nieder. Die Festgäste reckten ihre Hälse und begannen zu wispern oder unter den Kirchenbänken kaum merkbar zu gebärden, bis alle Anwesenden es wussten.

Nachdem der Bischof seine Fassung wieder gefunden hatte, beschloss er spontan auf dieses Zeichen zu reagieren, da wie alle Geschöpfe Gottes auch diese Vögel eigentlich einen Namen brauchten. Der Bischof wusste, dass sie noch namenlos waren, und so gab er den beiden Zeugen der Trauung vor versammelter Hochzeitsgemeinschaft einen Namen.  Er verkündete, dass von nun an diese Vögel zu Ehren des Hochzeitspaares „die Tauben“ genannt werden sollten. So geschah es und das ist der Grund, dass bis zum heutigen Tage die Tauben unter uns Menschen leben. Nur woher sie ihren Namen haben und wie schön sie eigentlich sind, darüber denkt schon lange niemand mehr nach …


Warum die Taube „Taube“ heißt
Herausgeber: Österreichischer Gehörlosenbund (ÖGLB), 1100 Wien
www.oeglb.at
Text: Norbert Pauser
Illustrationen: Mag.a Persida Popovitsch-Hon
Grafik: Christoph Letmaier
Druck: Manz Crossmedia GmbH & Co KG, Wien
ISBN 3-200-00375-8

Foto/Video Credits: Persida Popovitsch-Hon / Gebärdenwelt.tv
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