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Warum die Taube „Taube“ heißt 11. Teil

Nachdem Franziska sich wieder beruhigt hatte, beschlossen sie noch am selben Tage eine große Ankündigung zu machen. Franziska umarmte ihren Vater lange, sie war sehr stolz auf ihn und seine mutige Entscheidung, auch hatte sie geahnt, was ihr bevorgestanden wäre, wenn sie den Minister geheiratet hätte. Sie konnte den Minister überhaupt nicht ausstehen und eher wäre sie auf und davon, als diesen Mann zu heiraten. So wurde der Termin für die Bekanntgabe der vorläufig letzten großen Entscheidung für das Mittagsmahl festgesetzt.  Es sollte wirklich die Krönung der jüngsten Ereignisse und der vielen Entscheidungen werden.

Der König war sehr beunruhigt und wollte sofort seine Frau benachrichtigen, um ihre Meinung zu hören. Ein bisschen Angst hatte er schon vor dem Minister, aber andererseits hatte er schon viel zu lange die Versuche der Beeinflussung des Untreuen durchschaut und hingenommen. Es war zweifelsohne der richtige Moment für eine Korrektur der königlichen Machtverteilung. Für den Minister würde sie allerdings denkbar ungünstig ausfallen. Nach all den Aufregung der letzten Zeit war die Bekanntgabe des Königs für viele Angestellte des Hofes kein besonderes Ereignis mehr. Ein oder zwei ohnmächtige Hofdamen, die fast genauso wie Franziska gelitten hatte, der Bischof, der sich dreimal bekreuzigte, zeigten, dass der Hofstaat das Ausmaß der Entscheidung noch gar nicht begriffen hatte. Was aber tat der Minister?

Er erhob sich von seinem Stuhl und ging direkt auf den König zu, sein Blick war unheimlich, wie zu Wachs erstarrt, die Augen funkelten gefährlich. Als er beim Thron des Königs angelangt war, formten sich seine Hände zu Klauen und er packte den König am Hals. Sofort waren die königlichen Leibwächter zur Stelle und befreiten den König aus seiner misslichen Lage. Als der Minister aus dem Saal abgeführt wurde, waren seine Zornesrufe und Flüche noch lange zu hören und ein paar bekamen eine Gänsehaut bei den er unheimlichen Verwünschungen, die er aussprach.


Warum die Taube „Taube“ heißt
Herausgeber: Österreichischer Gehörlosenbund (ÖGLB), 1100 Wien
www.oeglb.at
Text: Norbert Pauser
Illustrationen: Mag.a Persida Popovitsch-Hon
Grafik: Christoph Letmaier
Druck: Manz Crossmedia GmbH & Co KG, Wien
ISBN 3-200-00375-8

Foto/Video Credits: Persida Popovitsch-Hon / Gebärdenwelt.tv
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