Wir haben uns für euch in den Bundesländern umgesehen und möchten euch im Laufe der Aktionswoche die fünf Gehörlosenambulanzen in Österreich vorstellen. Heute geht’s nach Linz!
*Alternativlink zum Video: Vorgestellt: Gehörlosenambulanz Linz – YouTube
Was sind die Eckdaten der Gehörlosenambulanz?
Ich selber arbeite hier als Allgemeinmediziner. Das war ja auch die Vision vom Gründer der Ambulanz, vom Primar Fellinger. Dass für Gehörlose, Medizin so zugänglich wird, wie es für die ganz normale, breite, hörende Bevölkerung zugänglich ist. Die erste Anlaufstelle ist in der Regel der Allgemeinmediziner.
Was kann die Gehörlosenambulanz anbieten? Worauf ist sie spezialisiert?
Unser großer Vorteil ist zum einen, dass wir sehr interdisziplinär mit Sozialarbeit z. B. zusammenarbeiten. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass wir in einem Allgemeinkrankenhaus verortet sind. Von daher können wir das ganze Potenzial eines Allgemeinkrankenhauses nutzen. Von einem umfangreichen Labor über eine umfangreiche Radiologie bis hin zu den einzelnen Spezialfächern, wo wir dann hin überweisen können, wo wir Patienten bei uns im Krankenhaus stationär aufnehmen können, die wir dann auch versuchen möglichst täglich kommunikativ mitzubetreuen.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit anderen Stellen?
Ich würde sagen, grundsätzlich wirklich gut, weil es Routinen sind, die sich über viele Jahre schon sehr, sehr gut eingespielt haben. Der Vorteil ist vielleicht auch, dass das Spital, in dem wir verortet sind, kein ganz riesengroßes ist. D. h. man hat noch die persönlichen Kontakte, z. B. zu den Facharztkollegen, wo man sehr barrierefrei und kurzfristig einfach Verbindungen herstellen kann und für die Patienten gut angepasste Lösungen finden kann. Z. B. auch indem wir sie auf der Abteilung visitieren und wir, die wir die Patienten ja ganz gut kennen, dann auch mit den Fachkollegen in Austausch treten und Dinge besprechen, die für die Patienten dann auch wirklich nützlich sind.
Wo gibt es noch Handlungsbedarf in Bezug auf ein barrierefreies Gesundheitssystem?
Grundsätzlich würde ich glauben, dass das, was wir hier in Linz bieten, eine sehr barrierefreie Angelegenheit schon ist. Also unsere Amtssprache sozusagen ist die Gebärdensprache. D.h., wir bemühen uns auch, uns ständig im Wissen um die Gehörlosenkultur weiterzubilden. Ganz essenziell wichtig für uns ist, dass wir gehörlose Arbeitskollegen mit im Team haben, gehörlose Professionisten, die uns immer wieder bei der Stange halten und in unserer Gehörlosensensitivität schärfen.
Grundsätzlich leiden wir natürlich auch an einem Ressourcenproblem. Wir haben sehr viele unterschiedliche Bereiche, die sehr feingliedrig sind und wo wir immer wieder versuchen müssen, Dinge zu kompensieren und auszutauschen, einfach weil wir personell nicht so ganz gut aufgestellt sind. Ganz generell gibt es natürlich an die Politik Forderungen, speziell was den Dolmetscherbereich betrifft, der bei uns selber jetzt in der Institution nicht so ins Gewicht fällt, weil wir ja selber mit unseren Patienten gebärdensprachlich kommunizieren. Aber generell gibt es da einen enormen Bedarf, auch was Bildung betrifft, was Unterstützung auf Ämtern und Behörden oder welche Aspekte da immer gegeben sind, einfach sich aufzeigen.