Jobs, die in der Gesellschaft wenig beachtet werden und keine formale Ausbildung erfordern, werden nicht nur schlecht bezahlt. Sie bringen den Arbeitenden auch wenig Wertschätzung und damit auch wenig Selbstwert, zeigen Wissenschafter*innen in mehreren Forschungsarbeiten auf. Das gelte von den Kindergärtner*innen über die 24-Stunden-Pfleger*innen bis hin zu Reinigungskräften – und häufig sind Frauen davon betroffen.
Dabei habe die Tatsache, ob Arbeiten gesellschaftlich sichtbar sind oder nicht, wenig mit der Bedeutung des Jobs für ein reibungsloses Funktionieren des Alltagslebens zu tun, erinnert „Diskurs. Das Wissenschaftsnetz“ anlässlich des internationalen Tages der Daseinsvorsorge am 23. Juni.
Keine akademische Ausbildung erforderlich
Ein typisches Beispiel seien die „Elementarpädagoginnen“, für die in Österreich als einem der wenigen Länder in Europa keine akademische Ausbildung verlangt wird. Offenbar werden „fachliche Kenntnisse und Fertigkeiten von Frauen nicht ihrer Ausbildung, sondern ihren scheinbar natürlichen Fähigkeiten zugeschrieben. Entsprechend weniger werden diese als Kompetenz gewertet, die es auch angemessen zu entlohnen gilt“, kritisiert Julia Seyss-Inquart, Professorin an der Kirchlich-Pädagogischen Hochschule Graz. In der Covid-19-Pandemie sei die Bedeutung der Kindergärten zwar offensichtlich geworden, zugleich seien sie aber rasch auf Betreuungseinrichtungen reduziert worden – die Bildungsarbeit rückte in den Hintergrund.
Auch die 24-Stunden-Betreuer*innen erwiesen sich in der Covid-19-Pandemie als systemrelevant. Um die Betreuung von Menschen in Österreich aufrechtzuerhalten, wurden die meist aus Osteuropa stammenden Frauen mit Sonderzügen und -flügen ins Land gebracht. Seitdem die Grenzen offen sind, hört man aber nicht mehr viel über sie.
Geringe Wertschätzung für die Betroffenen
„Unsichtbar“ gemacht werden auch Reinigungskräfte in Bürogebäuden, die ihrer Arbeit nur am Tagesrand nachgehen. Das führt oft zu geteilten Arbeitszeiten am Morgen und am Abend mit „schwerwiegenden Folgen für die Lebensqualität und das Sozial- und Familienleben der Beschäftigten“, schreibt Karin Sardadvar von der Wirtschaftsuniversität Wien. Die Unsichtbarkeit führe aber auch zu geringerer Wertschätzung für die Arbeitenden.