Nicole Koch ist Head of Delegation des österreichischen Special Olympics Teams. Wir haben über ihr Team, die Vorbereitung auf die World Games in Berlin und die Bedeutung der Special Olympics geredet.
GWTV: Sie sind Head of Delegation vom Special Olympics Team. Seit wann gibt es dieses Special Olympics Team
in Österreich?
Nicole Koch: Special Olympics gibt es in Österreich seit 1993, wo wir die Ehre hatten, die ersten Welt-Winterspiele in Schladming
und Salzburg auszutragen. Im Zuge dessen, wurde der Verein Special Olympics Österreich gegründet.
GWTV: Gibt es Voraussetzungen für Sportler:innen, um bei Special Olympics Team teilnehmen zu dürfen?
Nicole Koch: Die einzige Voraussetzung ist eine mentale Beeinträchtigung. Da kommt es aber nicht darauf an,
wie stark die Beeinträchtigung ist. Bei uns ist jeder willkommen, jeder darf bei uns teilnehmen,
eben mit einer mentalen Beeinträchtigung und wir bieten Programme ab acht Jahren an.
GWTV: Es ist ja so, dass es sehr viele Debütant:innen in Berlin gibt. Gibt es einen Grund, warum das so ist?
Nicole Koch: Der einzige Grund ist, dass wir allen die Möglichkeit bieten möchten an Weltspielen teilzunehmen.
Bei uns zählt nicht der Erfolg, wir haben andere Teilnahmekriterien, wie zum Beispiel zwei Jahre regelmäßiges Training,
Teilnahme an regionalen Veranstaltungen und auch die Teilnahme an den vorgegangenen Nationalen Spielen. Es gibt noch
weitere Auswahlkriterien, wie wir es auf die Bundesländer aufteilen und versuchen auch immer neue Sportler:innen und Trainer mitzunehmen.
GWTV: Sie haben aus jedem Bundesland Sportlerinnen und Trainerinnen?
Nicole Koch: Genau.
GWTV: Wie viele Sportler:innen und Trainer:innen gibt es eigentlich, die für Österreich in Berlin sind?
Nicole Koch: In Berlin sind 62 Sportler, 29 Trainer und 12 Unified Partner.
Unified Partner sind Menschen ohne Beeinträchtigung, die gemeinsam mit Sportler mit Beeinträchtigung
in einem Team spielen. Es gibt das sogenannte Unified-Volleyball-Team, wo Sportler mit und ohne Beeinträchtigung
gemeinsam das Team bilden.
GWTV: Gibt es Sportarten, die besonders beliebt sind?
Nicole Koch: Ja, beliebt in Österreich sind natürlich Fußball, Radfahren und Schwimmen.
Das sind die Sportarten, die stark bei uns in Anspruch genommen werden.
GWTV: Wie schaut die Vorbereitung auf diese Special Olympics Games aus?
Es gibt jedes Jahr nationale Spiele, aber gibt es sonst noch irgendetwas?
Nicole Koch: Wir bekommen von Special Olympics International ein gewisses Quoten-Kontingent,
dass wir nicht beeinflussen können. Dieses Quoten-Kontingent versuchen wir ungefähr zwei Jahre vorher
an die einzelnen Bundesländer zu vergeben, damit sich die Sportler und Trainer
auch entsprechend vorbereiten können. Dann beginnt die Reisevorbereitung,
die Vorbereitung der einheitlichen Einkleidung, und so weiter.
Für die Sportler und Trainer ist eben der Sport, die sportliche Voraussetzung,
das sportliche Training notwendig und auch die Teilnahme an den nationalen Spielen,
die wir anbieten und organisieren.
GWTV: Kommen wir zum Host-Town-Programm. Da sind die Österreicher:innen heuer in Nürnberg.
Können Sie etwas über das Rahmenprogramm erzählen?
Nicole Koch: Das Host-Town-Programm gilt dafür, sich als Team zu finden. Wir sind aus
ganz Österreich zusammengewürfelt. Es dient dafür, sich kennen zu lernen
und ein gemeinsames Training in den einzelnen Sportarten vornehmen zu können.
Da gibt es ein Rahmenprogramm wie Stadtbesichtigung, Besuch von Institutionen in Nürnberg,
oder einen gemeinsamen Festabend von der Stadt Nürnberg. Genau das ist eigentlich das Programm.
GWTV: Grundsätzlich noch zur Sichtbarkeit von inklusivem Sport.
Da spielt ORF Sport+ eine sehr große Rolle. Wollen Sie dazu etwas sagen?
Nicole Koch: Ja, natürlich. ORF Sport Plus ist der Sportsender in Österreich.
Wir versuchen stark hier hineinzukommen und brauchen solche Großveranstaltungen
wie die Nationalen Spiele, oder eben eine Teilnahme an den Weltspielen,
um entsprechend transportiert werden zu können. Wir sind sehr erfreut,
dass uns der ORF zu den Weltspielen mit einem eigenen Moderator
und eigenen Kamerateam begleitet. Wir sind auch medial
sehr stark vertreten in Berlin. Österreichische Printmedien
werden uns auch begleiten, um tagesaktuell berichten zu können.
GWTV: Abschließend noch. Gibt es Medaillen-Hoffnungen für Österreich?
Was sind die Sportarten, wo das österreichische Team
besonders gut abschneiden könnte?
Nicole Koch: Das Besondere an Special Olympics ist ja, dass unsere Sportler
zwar nach Leistung bewertet werden, aber die Leistungen vorab in einem sogenannten
Divisioning in Gruppen eingeteilt werden. Da nimmt man die ganzen Sportler
aus den einzelnen Sportarten, lässt sie vorab im Divisioning
gegeneinander spielen oder antreten. Dann werden sie in Leistungsgruppen eingeteilt,
damit aufgrund des Grades der Behinderung nicht die Starken gegen die Schwachen
spielen oder antreten können. Wir erwarten uns natürlich Medaillen. Es gibt keine Vorgaben,
aber wir können durchaus davon ausgehen, dass in Sportarten wie zum Beispiel Schwimmen oder Radfahren
die eine oder andere Medaille für Österreich herausschaut.
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