MDR – der Mitteldeutsche Rundfunk hat zum ersten Mal einen „Polizeiruf 110“ in Gebärdensprache übersetzt. Der Sender hat dafür den neuen „Polizeiruf“ aus Halle ausgewählt. Dieser wurde zum 50. Jubiläum der Krimireihe produziert.
„An der Saale hellem Strande“ wurde am 30. Mai im Ersten gezeigt. In der Folge übertragen zwei Gebärdendolmetscherinnen den ersten Fall der Kommissare Michael Lehmann und Henry Koitzsch für schwerhörige und gehörlose Zuschauer*innen. „Es geht uns darum, barrierefreie Programmzugänge zu schaffen“, sagte Georg Schmolz, Leiter Barrierefreiheit beim MDR.
Bei einer Befragung gehörloser Menschen kam heraus, dass der Wunsch nach einem fiktionalen Format in Gebärdensprache ganz oben steht. Der MDR habe zwar schon einige Märchenfilme in Gebärdensprache übertragen, aber ein Krimi sei eine neue Herausforderung. Antje Seifert und Katja Fischer heißen die beiden Dolmetscherinnen. Einen Tag lang waren sie im Studio in Leipzig und haben die Gebärdensprach-Fassung produziert. Die beiden haben sich dafür wochenlang vorbereitet.
Katja Fischer erwähnte, „dass für gehörlose Menschen die Gebärdensprache die Muttersprache sei.“ Deshalb würden auch nicht alle mit Untertiteln klarkommen. Kinder, die nicht lesen können, haben gar nichts von den Untertiteln. Aber auch für ältere Menschen kann es zu Problemen beim Lesen der sehr schnell wechselnden Untertitel kommen. Gebärden können da viel mehr transportieren.
2016 spielte der saarländische Tatort „Totenstille“ in der Welt der gehörlosen Menschen. Gebärdensprache hat es also zur Krimi-Primetime im deutschen Fernsehen bereits einmal gegeben, für den MDR ist es aber ein Pilotprojekt. Der Sender möchte Standards entwickeln. Ob dem Pilotprojekt noch weitere Polizeirufe in Gebärdenfassung folgen, sei aber noch offen.
Quelle: Premiere in Jubiläumsfolge: MDR überträgt erstmals „Polizeiruf 110“ in Gebärdensprache | TAG24