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Noch immer zu wenige männliche Kinderpädagogen 

Männliche Pädagogen sind im Kindergarten weiter die Ausnahme. Dabei steigt die Zahl junger Männer, die an den Bundesbildungsanstalten für Elementarpädagogik (Bafep) eine Ausbildung zum Kindergartenpädagogen machen, seit 20 Jahren stetig an. Der Männeranteil im Beruf hingegen steht still. Schuld daran ist aus Sicht von Elementarpädagogik-Hochschulprofessor Bernhard Koch eine „gläserne Tür“ für Männer. Er fordert eigene Männer-Förderinitiativen. 

Der Anteil der männlichen Absolventen hat sich seit der Jahrtausendwende deutlich gesteigert. Im Beruf hat sich der vergleichsweise höhere Männeranteil mit Ausnahme der Horte bisher kaum abgezeichnet: In den Krippen und Kleinkindeinrichtungen ist der Männeranteil mit rund zwei Prozent seit Mitte der 1980er nahezu unverändert, dasselbe gilt für die Kindergärten. Nur bei den altersgemischten Gruppen und den Horten gab es einen Zuwachs, hier stellen Männer mittlerweile knapp fünf bzw. zehn Prozent des Personals. 

Image des „Frauenberufs“ 

In Norwegen seien zehn Prozent des Personals in Krippen und Kindergärten Männer. Dort habe es allerdings auch viele Kampagnen gegeben, um das Image vom „Frauenberuf“ aufzubrechen, sagt PH-Tirol-Professor Koch im Gespräch mit der APA. In Österreich gebe es hingegen zwar viele Projekte, die etwa Frauen in die Technik bringen sollen, aber keine Maßnahmen, um Männer für Erziehungsberufe zu gewinnen. Dabei wäre das gerade auch für die Kinder wichtig. Immerhin würden sie sonst einen guten Teil des Tages in einer Welt aufwachsen, in der es keine Männer gibt. 

Zur Steigerung des Männeranteils würden laut Koch schon kleine Interventionen einiges bringen:  

  • Wenn etwa ein Kindergartenpädagoge bei der Berufsorientierung seinen Beruf vorstellt, haben Burschen weniger Sorge, dass sie für diese Wahl belächelt werden könnten.  
  • Burschen, die selbst einen Kindergartenpädagogen hatten, können sich ebenfalls eher vorstellen, diesen Beruf zu ergreifen. 
  • Ein weiterer Anker wäre es, stärker auf Ausbildungen im Erwachsenenalter zu setzen, wenn die Kandidaten schon mehr Lebens- und vielleicht auch andere Berufserfahrung haben.  
  • Auch der Zivildienst im Kindergarten sei ein guter niederschwelliger Einstieg, um Hemmnisse abzubauen. 

Männer stoßen an „gläserne Tür“ 

Dass noch immer so wenige Bafep-Absolventen den Beruf auch ausüben, liegt für Koch neben dem Image des „Frauenberufs“ auch daran, dass es von manchen im System unterschwellig gewisse Widerstände gebe, Männer hereinzulassen. Wie die „gläserne Decke“ bei Frauen in technischen Berufen gebe es eine „gläserne Türe“ bei Männern. Der Beruf werde teilweise immer noch als pflegend wahrgenommen. Dementsprechend finde man auch in Outdoor-Kindergärten oder Einrichtungen mit Werkstattcharakter mehr Männer. 

Auch das angeblich geringe Gehalt für die Arbeit im Kindergarten wirke abschreckend, „obwohl das mit der schlechten Bezahlung so gar nicht stimmt“.  

Männer haben erst seit 1980 Zugang zur Elementarpädagogik-Ausbildung. Die Pioniere sorgten für entsprechende Irritation, wie in „Geschichte der Elementarpädagogik in Österreich“ von Heidemarie Lex-Nalis und Katharina Rösler geschildert wird: So war man sich unklar, ob auch sie Schürzen tragen sollten wie ihre Kolleginnen. Die Kinder sprachen sie aus Gewohnheit mit „Tante“ an. 

Quelle: APA 

Foto/Video Credits: APA / Gebärdenwelt.tv
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