Zu Halloween haben wir eine sehr passende Geschichte für dich! Lily liest euch den zweiten Teil von „Karoline und die Gespenster“ vor.
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Die Wolfskatze und das Gespenst wollen nicht so recht,
aber dann schleichen sie eng an Karoline gedrückt mit.
Das Fressungeheuer sitzt unter dem Küchentisch und
schnauft. Sein Schwanz liegt eingeringelt unter
dem Stuhl, die vier Krallenpfoten zittern.
»Es fürchtet sich!«, flüstert das Gespenst.
»Tatsächlich! «, stellt die Wolfskatze fest und wird mutig:
»He, Fressungeheuer, warum zitterst du so?«
»Weil der Vogel Pickmichfest im Flur sitztl«,
flüstert das Fressungeheuer ganz, ganz leise
und klappert vor Angst mit den Schuppen.
Karoline fürchtet sich zwar auch
vor dem Vogel, öffnet
aber trotzdem die Tür
einen Spalt.
Der Vogel Pickmichfest mit dem langen,
spitzen Schnabel sitzt wirklich auf dem Kleiderständer.
»Was machst du da?«, fragt Karoline.
»Du gehörst doch vor die Haustür zu den Büschen!«
»Ich fürchte mich vor der Wolfskatze,
die ums Haus schleicht!«, piepst Pickmichfest ganz leise,
flattert auf Karolines Schulter und lehnt sich an ihren Kopf.
Das ist Karoline zwar nicht ganz geheuer,
doch sie fürchtet sich trotzdem nicht.
Und außerdem muss sie lachen. »Ihr seid alle Angsthasen! «, ruft sie
in die Küche. »Die Wolfskatze fürchtet sich vor dem Gespenst, das
Gespenst fürchtet sich vor dem Fressungeheuer, das Fress-
ungeheuer fürchtet sich vor dem Vogel Pickmichfest und der
wiederum fürchtet sich vor der Wolfskatze! Ich schlage vor, dass wir
uns alle an den Küchentisch setzen und uns ganz fest im Kreis
herum fürchten!«
Irgendwie gelingt ihnen das mit dem Fürchten aber nicht mehr so
recht. Jetzt so in aller Ruhe und aus der Nähe besehen sind sie
eigentlich alle ganz nett. »Ich habe Hunger!«, ruft das
Fressungeheuer. Die Wolfskatze zittert ein wenig, man weiß bei
Fressungeheuern ja nie … »Dort oben in der Brotdose liegt
Schokolade versteckt!«, sagt Karoline, »aber ich erwisch sie nicht.«
» Wisst ihr was!«, ruft Karoline, »wenn wir einen Turm bauen, sind
wir groß genug!« Die Gespenster sind begeistert und holen zwei
Tafeln Schokolade.
Jedes der Gespenster bekommt ein großes Stück und sie schmausen
um die Wette. Sie machen so einen Lärm, dass die Eltern
aufwachen und nachsehen kommen. Vater und Mutter schauen
in die Küche und werden käsebleich. Die Mutter fürchtet sich
ziemlich vor dem Vogel Pickmichfest, der Vater hat vor dem
Fressungeheuer Angst.
»Bitte gebt uns unsere Karoline zurück!«, fleht die Mutter und
klappert vor Angst mit den Zähnen. »Bitte, liebe Gespensterl«,
stottert der Vater und schlottert mit den Knien. Karoline und die
Gespenster müssen sehr lachen. »Aber das sind doch meine Freundel«,
ruft Karoline. »Die tun überhaupt nichts!« – »Hoffentlich! «, flüstert
die Mutter und der Vater will Karoline schnell aus der Küche ziehen.
»Karoline, aufwachen!«, ruft die Mutter. »Ich muss dich in den
Kindergarten bringen!« – »Schade!«, sagt Karoline. »Ich habe gerade
neue Freunde gefunden.« – »Die kommen sicher wieder zu dir!«, trö-
stet sie die Mutter und geht in die Küche, um den Kakao fertig zu
machen. »Na so was!«, hört Karoline die Mutter murmeln.
»Da waren doch gestern noch zwei Tafeln Schokolade. Hast du die
gegessen?«, fragt die Mutter. »Nein!«, lacht Karoline, »aber meine
neuen Freunde sind ungeheuer hungrig gewesen!« Die Mutter ist so
verwirrt, dass sie die Milch überkochen lässt. »Komisch«,
denkt Karoline. »Sie kann sich an nichts mehr erinnern! «
Autor: Andreas Renoldner
Illustrationen: Gabriele Kernke
Herausgeber: Betz (2000)