Skip to content

„Kann einfach nicht aufhören zu tanzen“: Interview mit Kassandra Wedel

Schauspielen, tanzen, komponieren… das Ausnahmetalent Kassandra Wedel schreibt jetzt Geschichte. Als erste gehörlose Schauspielerin in einer dauerhaften Rolle ist sie in der ARD-Serie „In Aller Freundschaft – Die Jungen Ärzte“ zu sehen.

 

Helene Jarmer: Ich freue mich, dich vorzustellen. Du bist die Schauspielerin und Tänzerin Kassandra Wedel.

Dein Gebärdenname sieht so aus, weil du ja Tänzerin bist. Du kommst aus Deutschland, aus München. Ich freue mich sehr, dich jetzt zu interviewen.

Du spielst als Doktor Lipp in einer Serie mit.

 

Kassandra Wedel: Ja, genau, Doktor Lipp.

 

HJ: Doktor Lipp ist eine Neurochirurgin in der Serie. Sie läuft auf ARD, in Österreich sagt man, dem 3. Programm. Wie fühlt es sich für dich an, diese Rolle in der Serie zu spielen?

 

KW: Für mich ist es eine interessante Erfahrung. Endlich gibt es eine Serie, bei der jemand Gehörloser mitspielt. Trotzdem gibt es Sachen zu verbessern. In der Filmbranche wissen viele Personen nichts über Gehörlosigkeit. Es wird schrittweise dazugelernt. Ich habe das Gefühl, es ist nicht so einfach. Es ist ein ständiger Kampf, macht man etwas so oder doch anders. Man muss meist einen Mittelweg finden.

 

HJ: Bedeutet das, du bist die einzige Gehörlose in der Produktion, oder gibt es da noch andere gehörlose Personen im Team?

 

KW: Nein, ich bin hier die Einzige. Ich würde mir wirklich einen gehörlosen Supervisor wünschen und auch einen gehörlosen Coach. Bis jetzt bin ich die einzige Gehörlose. Der Rest sind alle hörend, ja.

 

HJ: Wie funktioniert dann die Kommunikation, sind Dolmetscher vorhanden?

 

KW: Ja, es sind Dolmetscher vorhanden. Ich habe Arbeitsassistenzen und Dolmetscher. Mein Coach ist selbst auch Schauspielerin und Dolmetscherin. Aber ich habe das Gefühl, ich brauche jemand gehörlosen, denn unsere Perspektive ist anders.

 

HJ: Was genau meinst du? Kannst du ein Beispiel nennen?

 

KW: Wie kann ich das erklären? Nach meinem Gefühl ist die allgemeine Perspektive von Schauspielern: gute Schauspieler müssen jeden Charakter annehmen können. Das sehe ich auch, aber bei Gehörlosen ist das anders. Wir haben unsere eigene Sprache, Identität und so weiter. Das können andere Schauspieler nicht einfach kopieren. Es ist nicht dasselbe. Unsere Sprache und Kultur sind in uns verankert. Deshalb habe ich das Gefühl, gehörlose Rollen sollen von Gehörlosen gespielt werden. Oder dass CODAs von CODAs gespielt werden sollten. So muss man nicht mehr erklären, was z.B. CODA bedeutet oder, dass sich ein CODA nie so verhalten würde.

HJ: In Amerika gibt es zum Beispiel Filme oder Serien wie Switched at Birth. Die Schauspielerin Marlee Matlin spielt dort mit. Sie hat auch selbst als Coach am Inhalt mitgearbeitet, um den Inhalt etwas steuern zu können. Deshalb wird dort echte Gehörlosen-Kultur gezeigt. Hörende Personen brauchen einen Coach, der ihnen zeigt wie gebärdet werden soll. Da überlege ich, wer verbessert, ob alles richtig gebärdet wird? Dürfen zum Beispiel die Dolmetscher verbessern? Wie läuft das ab? Wenn hörende Personen sprechen, kann eine andere hörende Person gut kontrollieren, ob alles passt. Aber wie funktioniert das, wenn jemand gebärdet? Schaust du dir im Nachhinein deine Aufnahmen selbst an zur Kontrolle?

 

KW: Hm. Hörende Schauspieler müssen… Ich habe mir am Anfang die Rolle von Doktor Lipp anders vorgestellt. Aber die Vorstellung aus der hörenden Perspektive war anders als meine. Normalerweise sollte ich in der Rolle nicht gebärden, sondern von den Lippen ablesen. Ich habe dann gesagt, dass das nicht geht. Das funktioniert so nicht im Alltag und würde ein komplett falsches Bild erzeugen. Also musste es Änderungen geben. Wenn ich mir vorstelle, mit Kollegen im Alltag… normalerweise braucht auch meine Rolle eine Arbeitsassistenz und Dolmetscher. Das Problem ist, dass so das Budget in die Höhe schießt. Man muss für die Person also doppelt bezahlen und die Rolle wird teuer, weil alle Kosten doppelt anfallen.

Normalerweise suchen die Filmproduzenten nicht gezielt nach gehörlosen Schauspielern. Sie suchen nach Rollen mit Behinderung, egal welcher Art. Aber wenn man sich vorstellt, dass jemand im Rollstuhl sitzt, da gibt es keine Kommunikationsprobleme. Sie können normal kommunizieren. Aber ich als gehörlose Schauspielerin brauche Arbeitsassistenz und Dolmetscher. Und dann braucht meine Rolle normalerweise auch Arbeitsassistenz und Dolmetscher. Für die Filmproduktion ist es also viel Arbeit und viel Geld, eine gehörlose Person einzusetzen. Wenn die Filmproduktion mich will, muss man eben einen Kompromiss finden. Wenn man sich überlegt, ein hörender Schauspieler, der schon viele Jahre in der Serie mitspielt, kann auch nicht perfekt gebärden.

Er möchte auch zeigen, dass man das Schritt für Schritt lernen muss. Wenn der neue gehörlose Kollege dazukommt, muss er ihn einmal kennenlernen. Und auch lernen, was es bedeutet mit ihm zu kommunizieren. Das ist auch mit dem hörenden Publikum so. Auch sie müssen die gehörlose Person einmal kennenlernen, den Umgang usw. Wie im echten Leben, das ist keine Utopie oder Traumvorstellung. Klar ist es in Wirklichkeit nochmal anders… es muss wieder einen Kompromiss gefunden werden.

Natürlich helfe ich mit, die Gebärden zu verbessern. Aber trotzdem sagen mir die hörenden Kollegen, sie möchten unterschiedliche Levels zeigen. Also jemanden der schon sehr gut gebärden kann, ein anderer der sehr viel buchstabiert, oder jemand der gar nicht gut gebärden kann, dem immer wieder Fehler passieren. So wie es im echten Leben ja auch ist, angepasst an die verschiedenen Charaktere. Das ist bis jetzt die Lösung.

 

HJ: Bist du mit dieser Lösung zufrieden, wie ist das für dich?

 

KW: Ja, auf der einen Seite glaube ich momentan ist es im echten Leben oft so. Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, das Bild ist manchmal nicht ganz so klar. Ich würde auch gerne zeigen, wie es optimal für Gehörlose wäre. Hörende sehen, dass hier jedes Wort mit einer Gebärde gleichgesetzt wird. Echte Gebärdensprache ist aber anders. Manchmal gibt es Szenen, in denen nur gebärdet wird, ohne Untertitel. Warum ist das so? Untertitel müssen sein! Hörende sollen lernen, durch Untertitel das Gebärdete zu verstehen. Ich habe das Gefühl Amerika ist hier schon viel fortschrittlicher. Deutschland ist weit im Rückstand. Okay, ich habe das Gefühl, dass der erste Schritt gemacht ist, das ist ja schonmal gut.

 

HJ: Ich weiß, du hast einmal in einem Teil der Serie Tatort mitgespielt.

 

KW: Ja genau, die Gebärde sieht so aus.

 

HJ: Ja genau „Tatort“. War die Rolle für dich damals anders, weil du da mehr gebärden und auch tanzen konntest? Oder was ist der Unterschied zu deiner aktuelleren Rolle?

 

KW: Wobei ich mich in der Tatort-Rolle wohler gefühlt habe, war, dass ich damals mehr gebärdet habe. In der Rolle konnte ich auch sprechen, habe das aber nur wenig genutzt. Wenn ich wütend war, konnte ich schreien, habe aber mehr gebärdet und getanzt. Diese Rolle hatte eine ganz andere Form, es war eine starke gehörlose Frau. Doktor Lipp ist anders. Es gibt Gehörlose, die immer sehr aktiv versuchen voranzukommen. Auch wenn sie vielleicht nicht immer einen Dolmetscher bekommen, sie versuchen irgendwie einen Weg zu finden.

 

HJ: Du kannst dich wahrscheinlich auch nicht nur auf deine Rolle fokussieren, sondern muss sicher auch sensibilisieren und viel aufklären, oder? Wenn alle im Team Bescheid wissen, ist es sicher eine große Entlastung für dich! Ich kann mir vorstellen, dass das bei Marlee Matlin, als sie ihre erste Rolle übernommen hat, sicher auch noch anders war als jetzt.

 

KW: Ja, ich hatte am Anfang auch mit mir selbst einen Konflikt, weil ich nicht wusste, wie ich von anderen Gehörlosen wahrgenommen werde. Doktor Lipp spricht und gebärdet. Ich gebärde immer dazu, aber trotzdem, ich spreche nicht ohne Stimme und nur mit Gebärden. Ich habe mir überlegt, wie das bei gehörlosen Zusehern ankommt. Aber als Schauspielerin musste ich mich fragen: gibt es nur einen gehörlosen Charakter? Es gibt nicht den typischen Gehörlosen, man kann immer nur einen von vielen diversen Charakteren zeigen.

 

HJ: Ja, spätertaubt, schwerhörig, das ist ganz unterschiedlich und eine Person wird in dieser Rolle gezeigt.

 

 

KW: Ja, so gibt es verschiedene Rollen. Ich bin ja mit 3 Jahren ertaubt und mit Lautsprache und Gebärden aufgewachsen. Deshalb muss ich mich auch selbst fragen: Okay, soll ich das so spielen?

 

HJ: Was sagt denn die Community über dein Engagement in der Serie? Gab es Rückmeldungen?

 

KW: Hm, ja… Ich selbst habe wenig Werbung verbreitet, weil ich mir unsicher war. Ein paar Gehörlose haben es gesehen und waren nicht begeistert.

 

HJ: Ach was, da kannst du doch mutig sein!

Aber eine andere Frage: Wie ist das, wenn du zum Beispiel eine böse Rolle spielst, bei der es um Mord und Gewalt geht? Oder beispielsweise im Umgang mit Gewalt an Kindern.

Machst du dir da Sorgen, dass das andere Gehörlose sehen und ob sie dann wissen, dass das nur deine Rolle ist?

 

KW: Ja, ich weiß, ich habe dieses Gefühl, das stimmt wirklich!

 

HJ: Also bist du dir da unsicher? Weil ich glaube, dass Gehörlosigkeit und Gebärdensprache in Deutschland oder besser gesagt in Europa noch immer nicht selbstverständlich sind. Das hat auch einen Einfluss darauf, ob du eine Rolle annehmen kannst oder nicht.

 

KW: Ja genau, als Schauspielerin habe ich eine andere Perspektive und kann das voneinander trennen. Ja genau, als Schauspielerin habe ich eine andere Perspektive und kann das voneinander trennen. Aber als gehörlose Person, als Kassandra, kenne ich den Hintergrund und habe Erfahrung. Wenn ich aber in die Community hineinsehe… ob das alle trennen können, ich weiß es nicht, auch wenn sie mich so sehen.

 

HJ: Stimmt.

 

KW: Ja, bei Dr. Lipp spiele ich schon mehr einen Charakter nicht „nur“ eine gehörlose Person. Also bestimmte, verschiedene Verhaltensweisen und Emotionen. Wenn ich mir den Arztkittel überziehe, fühle ich mich schon wie Dr. Lipp und ich nehme gleich ihren Charakter an. Das ist schon interessant.

 

HJ: Du hast ja viele Talente, bist ja im Fernsehen zu sehen, spielst im Theater und bist auch in Deutschland die erste Hip-Hop-Tanzlehrerin. Was gefällt dir so am Tanzen und woher kommt das?

 

KW: Schon als ich klein war, habe ich gerne getanzt. Meine Mutter hat das beobachtet und mich daraufhin zum Ballett geschickt. Später habe ich dann Hip-Hop getanzt, so hat sich das entwickelt.  Außerdem habe ich viel in der Choreografie gearbeitet, das heißt ich habe Choreografien entworfen. Ich habe also überlegt, wie die Schritte gehen sollen und das dann unterrichtet. Oder in Köln, in der Philharmonie, da ging es um klassische Musik, habe ich einer Gruppe aus Hörenden und Gehörlosen eine Choreografie beigebracht. Ich liebe es und kann einfach nicht aufhören zu tanzen. Für mich ist Tanzen zum Teil auch eine Ausdrucksform, wie das Gebärden. Es ist auch schön, dass man Tanzen und Gebärden mischen kann.

In den letzten Jahren habe ich viel geforscht, wie man Gebärde gemeinsam mit Tanz anders nutzen kann. Ich habe auch ein eigenes Stück im Tanztheater gemacht. Für mich sieht es so aus, dass das Theater einen Schritt voraus ist. Dort gibt es viele Möglichkeiten und nicht alles muss echt sein. Im Film muss man überlegen, wie man es schafft, die Situation möglichst echt aussehen zu lassen, und wie die Kommunikation gelöst wird. Im Theater muss man das nicht, es ist Kunst. Wir können so interagieren, dass hörende Kollegen sprechen, und wir gebärden.

 

HJ: Ja, stimmt.

 

KW: Im Film geht das eben nicht, sondern man muss überlegen, wie es real ist. Das ist eben der Unterschied: es ist völlig anders. Im Theater kann man den Dolmetscher auch weglassen und auf der Bühne zwei verschiedenen Sprachen parallel verwenden.

 

HJ: Du liebst ja Musik und bekommst sicher oft, auch in Interviews, von Hörenden die Frage wie Gehörlose Musik wahrnehmen. Ist das für dich ok, nervt dich das, oder wie ist das für dich?

 

KW: Ich finde, man kann beim Tanzen die Musik auch weglassen. Man braucht dazu nicht wirklich Musik. Für uns gibt es ja visuelle Musik, das ist schön.

 

HJ: In Deutschland gibt es wenig visuelle Musik, oder? In Amerika gibt es ja schon mehr.

 

KW: Ja, stimmt.

 

HJ: Zum Beispiel Sean Forbes oder Warren Snipe, die beiden sind aus Amerika und machen visuelle Musik. Planst du so etwas auch für die Zukunft, oder eher nicht?

 

KW: Hm, bis jetzt gibt es schon die Mischung aus gebärden und tanzen, aber in einer anderen Form. Es werden nicht mehr nur Songs in Gebärdensprache übersetzt.

 

Das war früher so, am Anfang, als ich noch jung war, damals haben wir das so gemacht. Ich habe Songs geschrieben, die Hörende für mich gesungen haben und wir haben gebärdet und getanzt, es war eine Mischung. Aber ich bin älter geworden und habe mich auch weiterentwickelt, ich arbeite jetzt mehr abstrakt. In dem Sinn, dass man mit Gebärden und Tanz versucht Poesie auszudrücken. In Deutschland gibt es ein paar gebärdensprachige Künstler, zum Beispiel Susanne Kermer. Sie geht speziell in Richtung Gebärdensongs und Übersetzung in Gebärdensprache. In Deutschland gibt es 16:52 schon einiges an Deaf Performance. Aber klar ist es nicht das Gleiche wie in Amerika. Es ist bis jetzt nicht viral gegangen.

Aber letztes oder vorletztes Jahr habe ich im Sommer ein Musikfestival besucht. Dort gab es Musikperformance mit Gebärden, also von Gehörlosen mit Dolmetschung, das war super. Es gibt Fortschritte und wir kämpfen immer weiter.

 

HJ: Ja, stimmt, es hat sich schon etwas geändert. Früher hat man nur LBG verwendet. In Deutschland im Gehörlosentheater ist es noch so. In Amerika gibt es schon ein Umdenken. Früher war es dort auch noch beim Film unmöglich einer gehörlosen Person eine Rolle zu geben. Da finden jetzt schon große Veränderungen statt.

In dem Zusammenhang meine nächste Frage: Was würdest du denn sonst noch so gerne machen, welche Rollen würdest du gerne spielen?

 

KW: Wovon ich schon sehr lange Träume ist, mein eigenes Tanztheater zu haben. Ich habe schon klein angefangen, indem ich beim Deutschen Gebärdensprach-Theaterfestival, kurz DEGETH, mitgemacht habe. Das war 2017, dort habe ich einen Preis gewonnen. Das war aber ganz kurz, nur 3 Minuten, eben ein Wettbewerb. Mein Traum ist ein offizielles Theater, wo Gehörlose tanzen und gebärden, in dem ich selbst die Regie und Choreografie mache. Weniger, dass ich auf der Bühne stehe, sondern andere Gehörlose da sind, denen ich meine eigene Choreografie beibringen kann. Das wäre mein Wunsch. Und für dieses Tanztheater brauchen wir auch keine Musik.

Mein zweiter Traum wäre eine Rolle als besondere gehörlose Person.

 

HJ: Was meinst du mit „besonders“?

 

KW: Jemand besonderes… ich habe das Gefühl, Doktor Lipp ist ein Anfang. Aber sie kommt in der Serie nur sehr wenig und in kurzen Sequenzen vor. Ich wünsche mir einen Film in dem ganz viele Gehörlose mitspielen. In den unterschiedlichsten Rollen und mit ganz verschiedenen Charakteren. Damit nicht immer nur der typische Gehörlose dargestellt wird.

 

HJ: Stimmt, dazu gibt es wenig Drehbücher.

 

KW: Früher hat man in einem Film maximal einen gehörlosen gesehen. Jetzt sehe ich schon eine Veränderung. Zum Beispiel bei “Switched at Birth” gibt es schon einige Gehörlose. Ich würde mir mehr in Richtung Spielfilm wünschen, oder Kinofilme.

 

HJ: Wie zum Beispiel Deaf U… Es wäre eine Idee für die Zukunft. Du könntest ja probieren mit einem Autor oder einem Regisseur zu sprechen und so etwas vorschlagen. Man darf da nicht warten, manchmal muss man die Initiative ergreifen, und jemanden mit neuen Ideen ansprechen. Verschiedene Personen, eventuell jemand den du bei einem Festival triffst, vielleicht gibt es ja eine Chance. Wenn wir dieses Interview veröffentlichen, schauen vielleicht auch Personen zu, die eine Chance bieten können, wer weiß!?

 

KW: Ich glaube, bis jetzt war das Problem, dass die Autoren selbst hörend sind. Deshalb haben sie keine Ahnung wie gehörlose Menschen sind, was ihre Vorstellungen sind usw. Ich glaube es müsste sich eine gehörlose Person als Co-Autor finden. Oder überhaupt ein gehörloser Autor, der ein passendes Drehbuch schreibt.

 

HJ: Es ist ja ähnlich wie bei anderen Gruppen, zum Beispiel der Queer Community oder BIPOC. So ist es bei gehörlosen Personen auch, nicht betroffene Personen begreifen das nicht.

 

KW: Ja, bei BIPOC ist das Problem, dass die Drehbuchautoren alle weiß sind. Man müsste automatisch, schon wenn man beginnt ein Drehbuch zu schreiben, Rollen mit z. B. schwarzen Personen im Sinn haben. Und betroffene Personen müssen in den Prozess miteinbezogen werden. So kann man sich viel besser an die Charaktere anpassen.

 

HJ: Ja, dass nicht für sie entschieden wird, sondern sie mit einbezogen werden.

 

KW: Es ist doof, wenn der Schauspieler das Drehbuch liest und genervt ist aufgrund der falschen Darstellung. Dann muss man das wieder reklamieren, weil es so nicht richtig ist, es ist schon schwierig.

 

HJ: Um das Interview abzuschließen, möchte ich dich um ein Statement bitten. Was möchtest du noch sagen?

 

KW: Ja gerne, aber ich muss überlegen…. Mein Wunsch für alle ist, wenn du einen Traum hast, zum Beispiel in Film, Kunst, Tanz, Musik oder als Maler, egal in welchem Bereich, wenn du ein Ziel hast, kannst du es schaffen, sei mutig und gib nicht auf!

 

HJ: Danke, das war ein schöner Abschluss, es ist ganz wichtig, mutig zu sein. Danke für deine Zeit und das Interview, alles Gute weiterhin!

 

KW: Gerne.

Foto/Video Credits: Gebärdenwelt.tv
Beitrag teilen

Accessibility Toolbar