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„Ein kleiner Eisbär auf der Suche nach dem Weihnachtsfest“ von Anneliese Kranzberger

Ein kleiner Eisbär hatte mal davon gehört, dass die Menschen jedes Jahr Weihnachten feiern. Daher lag er nun schon seit Tagen auf seinem Lieblingseisbrocken und träumte wieder mal von dem gehörten.
„Sie sollen dazu einen großen grünen Baum aufstellen der funkelt, glitzert, strahlt und leuchtet – so wie die Sterne, wenn der Mond sie begrüßt. Und viele brennende Kerzen sollen ihre Häuser schmücken und Musik soll erklingen, sanfter als an all den anderen Tagen des Jahres!“ Der kleine Eisbär legte seinen Eisbärenkopf zwischen seine Vorderfüße und schwärmte weiter.
„Und ein besonderer Duft von Zimt und Nelken soll in der Luft liegen! Aber das Größte an diesem Fest soll sein, dass sie das Alles tun, um einem Kind in der Krippe liegend, die Ehre zu erweisen! Ach, dass muss schon ein tolles Fest sein! Man müsste dabei sein können!“ Bei diesem Gedanken riß der kleine Eisbär unverzüglich seinen Eisbärenkopf in die Höhe und meinte: „Warum eigentlich nicht?“

So machte er sich gleich, über seine vielen Eisberge, auf den Weg zu den Menschen. Er ging solange bis er den ersten Weihnachtsbaum von weiten sah. Die Lichter luden ihn ein, näher zu kommen und so stürmte er übermütig auf den Weihnachtsbaum zu.
Die Menschen, die sich aber dort auf dem Marktplatz um ihn herum aufhielten, gerieten in große Panik, als sie den kleinen Eisbären hereinstürzen sahen. Verzweifelt und völlig verängstigt, suchten sie Schutz vor ihm. Viele von ihnen rannten in die umliegenden Geschäfte und warfen sich vor die geschlossenen Geschäftstüren. Andere verkrochen sich zitternd hinter dem protzigen Marktbrunnen, wieder andere unter die Parkbänke und hinter die Reklametafeln. Die meisten aber rannten laut schreiend die entgegengesetzt liegende Straße hinunter. „Hilfe! Hilfe! Ein Eisbär! Bringt euch in Sicherheit!“, und schon hörte man, wie überall die Türen und Fenster verriegelt und verrammelt wurden.

„Nun so was! Warum nur diese Aufregung! Ich will doch nur Weihnachten mit euch feiern!“, wunderte sich der kleine Eisbär über das seltsame Verhalten der Menschen. Er stand alleine vor dem riesengroßen Tannenbaum, mit den vielen elektrischen Lichtern und konnte sich gar nicht mehr darüber freuen.
Er starrte beleidigt auf den hohen Tannenbaum und stellte dabei auch noch fest, dass die Lichter doch gar nicht den weihnachtlichen Glanz hatten, wie er es sich erhofft hatte. Auch kein funkeln und glitzern auf seinen Zweigen konnte er erkennen. Da drehte er sich nochmals nach den Menschen um, die mit plattgedrückten Nasen und großen Augen hinter den großen Schaufenstern lauerten und verließ dann schwer enttäuscht die kleine Stadt.

Sein Weg führte ihn weiter und weiter. Es hatte zu schneien begonnen und die Schneeflocken tanzten vergnügt vor seinen Eisbärenaugen. Der Tag legte sich schon langsam schlafen und die Nacht begrüßte ihn mit Behaglichkeit. Aber glücklich war der kleine Eisbär nicht. Er wollte doch zu gerne das Weihnachtsfest mit den Menschen feiern. Aber nun! Weit und breit keine Häuser und vor allem keine Weihnachtsbäume. Ein paar Tränen kullerten schon über seine Eisbärenwangen, als er plötzlich vor sich ein kleines Licht aufleuchten sah. Mit seiner kalten Eisbärenpfote wischte er sich über die tränen-verschleierten Eisbärenaugen.

„Ein Licht! Ein Licht!“, stotterte er leise und ging und rannte und raste dann drauflos.
Durch ein kleines frei gehauchtes Loch eines vereisten Fensters konnte er in die Wohnstube des einsam gelegenen Hauses sehen. In der Mitte des Raumes stand ein prächtiger Weihnachtsbaum mit roten Kerzen, blauen und gelben Kugeln, goldschimmernden Ketten, rote und lilafarbenen Engels- und Vogelfiguren und üppig herab baumelnden silbernen Lametta. Und unter dem Weihnachtsbaum stand eine kleine Krippe.

Sein Herz schlug Purzelbäume bei diesem Anblick und da konnte er sich nicht mehr beherrschen – er stieß das Fenster auf und stürmte hinein.
Die Bewohner des Hauses, die um den Christbaum herumsaßen, riss es im selben Moment erschrocken von ihren Stühlen hoch, dass sie krachend zu Boden schellten und stürzten schreiend zur Haustür hinaus. Draußen verschanzten sie sich in dem umliegenden Wäldchen.

Da war der kleine Eisbär wieder sichtlich erbost über das Verhalten der Leute.
„Warum ergreifen nur alle die Flucht vor mir! Ich will ihnen doch nichts Ungutes tun! Ich will doch nur das Weihnachtsfest mit ihnen feiern! Vor lauter Enttäuschung übersah er den festlich geschmückten Tannenbaum und schlich sich so schnell er konnte aus dem Haus der Menschen fort.

Auf seinem einsamen Marsch durch die Nacht geriet er immer mehr in den tiefen dunklen verschneiten Wald. Seine Augen waren so verhangen mit Tränen, dass er bald keinen Weg mehr erkannte und sich daraufhin lieber unter einen Baum legte. Er wurde bald sehr müde, fand aber einfach keinen Schlaf. Seine Gedanken und vor allem der sonderbare klare helle Sternenhimmel, hielten ihn wach. Immer wieder, als müsste er zu ihnen hochsehen, blickte er zu den Sternen auf. Sie wurden immer heller und ihr Glanz legte sich auf die Wipfel und Zweige der Bäume.

Plötzlich tanzten viele bunte – rote, gelbe, blaue, grüne, violette, goldene und silberne Sternlein zwischen den Ästen und Zweigen umher und der rötliche Mondscheinglanz legte sich über den Wald, dass es nur so funkelte und glitzerte.
Der kleine Eisbär riß seine großen Eisbärenaugen auf. Er konnte es nicht fassen. Lauter Weihnachtsbäume waren um ihn herum. Er legte sich auf seinen Eisbärenrücken und genoss den funkelnden glitzernden Weihnachtswald.
„So schön kann Weihnachten sein!“, meinte er dann nur noch selig.

Wir hoffen, dass dir diese Weihnachtsgeschichte gefallen hat.

Quelle: https://www-weihnachten.de/weihnachtsgeschichten/kinder/eisbaer.htm

 

Foto/Video Credits: Adobe Stock / Gebärdenwelt.Tv / Anneliese Kranzberger / vecteezy.com
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