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Berufsbilder in der Gebärdenwelt – eine Spitzensportlerin erzählt….

„Man muss offen auf andere zugehen und kommunizieren, was man braucht, denn: Fragen kostet nichts! „

 

Wer bist du und wie sieht dein Berufsalltag im Moment aus? 

Hallo! Ich bin Katrin Neudolt und bin gehörlose Badminton Spitzensportlerin. Ich bin angestellt beim Österreichischen Bundesheer und habe den Alltag einer professionellen Sportlerin. Das heißt sozusagen, dass ich Montag bis Sonntag 24 Stunden Sport mache. In der Früh, ungefähr um 6 oder 7 Uhr, wache ich auf, bis 10 oder 11 Uhr am Abend gibt es durchgehend ein Programm. Mein Alltag von Montag bis Sonntag sieht folgendermaßen aus, von Montag bis Samstag habe ich täglich 2 bis 3 Einheiten an Training. Am Vormittag trainieren wir oft in der Halle wie man hier sieht oder machen Kraft- oder Ausdauertraining. Und am Nachmittag und Abend habe ich wieder eine Einheit in der Halle oder Kraft- bzw. Ausdauertraining. Dazwischen habe ich Therapien, Massagen, Mentaltraining aber auch Besprechungen. Außerdem gibt es Organisatorisches, zum Beispiel Vorbereitungen für die nächsten Wettkämpfe, Interviews, oder Mails zu beantworten usw. 

Zur Entspannung oder als Ruhetag bleibt mir nur der Sonntag. So sieht das Training jede Woche aus. Von Mittwoch bis Sonntag nehme ich aber auch oftmals an internationalen oder nationalen Wettkämpfen teil. 

Was wolltest du als Kind werden? Was war dein Traumberuf? 

Auch früher wollte ich schon immer Profisportlerin bzw. Spitzensportlerin werden. Meine Eltern waren früher auch Spitzensportler und deshalb habe ich immer zu ihnen aufgeschaut und mir gewünscht dasselbe machen zu können. Die Art des Sportes war mir dabei egal, Hauptsache Spitzensportlerin. Neben dieser Motivation war auch die Möglichkeit zu Reisen und dabei neue Menschen zu treffen ein großer Anreiz für mich. 

Welche Barrieren sind auf deinem beruflichen Weg aufgetaucht? Was hat schon immer problemlos funktioniert? 

Das ist eine vielschichtige Frage. In meiner schulischen Ausbildung bin ich auf viele Barrieren gestoßen da es keine Gebärdensprachdolmetschung gab. Ich musste hauptsächlich aus Mitschriften und Unterlagen lernen. Im Sportbereich gab es weit weniger Barrieren, die Regeln im Sport waren automatisch klar nachdem darüber informiert wurde, wie man mit gehörlosen Personen umgehen soll. Wenn man allerdings in den Profisport aufsteigen will, stößt man auf weit mehr Barrieren. Durch den Gehörlosenverein bekam ich nur wenig Unterstützung, dann gibt es auch Neid und Dinge, die es einem schwer machen. Es ist auch schwer Förderungen zu bekommen, da gibt es im Gehörlosensport viele Hindernisse. Auch das Netzwerk der Sponsoren ist für mich schwer zu erreichen, weil ich für Anfragen Gebärdensprachdolmetscher*innen brauche, die schwer zu bekommen sind. Ich muss selbst immer wieder gegen diese Barrieren ankämpfen, auch für andere die mir Nachfolgen. Aber die müssen auch kämpfen und können es sich nicht bequem machen. 

Was ist dein Tipp für junge gehörlose Menschen in Bezug auf die Berufswahl? 

Allgemein auf alle Berufe bezogen habe ich folgende Tipps. Früher habe ich auch neben dem Sport meine Schulbildung gemacht, bin auf die Uni gegangen und habe gearbeitet. Damit habe ich meinen Sport finanziert. Dabei habe ich in verschiedenen Berufen gearbeitet, als Lehrerin und in einer Firma, so habe ich Geld für meinen Sport verdient. Wichtig dabei ist immer, dass man das Ziel immer vor Augen hat und Spaß bei der Sache hat. Der Beruf sollte einem immer Spaß machen und man soll Freude dabei haben. Der Weg zum Ziel ist kein einfacher, man muss sich durchschlagen. Außerdem ist es wichtig offen zu kommunizieren. Man kann nicht warten und darauf hoffen, dass die Gelegenheit von selbst kommt, sondern muss selbst auf die Leute zugehen. Egal in welchem Beruf oder Bereich, es ist auch immer wichtig Fragen zu stellen. Kostet fragen etwas? Nein, es kostet nichts und bringt immer etwas. Man muss sich bemühen! 

Was möchtest du uns noch zum Thema Arbeit und Beruf erzählen? 

Mit dem Sport im Hintergrund, hatte ich automatisch immer kleine Ziele vor Augen, die ich erreichen wollte. Natürlich gibt es auch ganz große Ziele. Die erreicht man am besten schrittweise, indem man sich auf dem Weg dorthin kleine Ziele setzt. Man braucht auch Hilfe von anderen Personen und muss aktiv um Unterstützung fragen, aber auch bereit sein, selbst jemanden zu unterstützen. Besonders in der Gehörlosencommunity ist es wichtig sich gegenseitig zu unterstützen. Zum Beispiel in Form von Unterstützung auf Sozialen Medien wie Facebook oder Instagram. Indem man Beiträge teilt, kann man die Aufmerksamkeit auf verschiedene Bereiche lenken, das empfinde ich als wichtig. 

Foto/Video Credits: OEGLB / Gebärdenwelt.tv
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