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Berufsbilder in der Gebärdenwelt: Eine Gebärdensprachdolmetscherin erzählt….

„Ich finde wichtig, dass gehörlose Menschen die Möglichkeit haben sollen, ein Teil des Teams zu werden, indem beispielsweise der Austausch mit Kolleg*innen, Weihnachtsfeiern oder die Mittagspause gedolmetscht werden.“

 

Wer bist du und was machst du beruflich?  

Hallo! Mein Name ist Momo – Cornelia Rosenkranz. Ich bin Gebärdensprachdolmetscherin. 

Wie schätzen Sie den Bedarf an Dolmetscher*innen im Bereich Lehre und Arbeit ein?  

Ich denke, der Bedarf ist nach wie vor hoch, der Bereich Lehre wird in Wien schon recht gut, aber wahrscheinlich nicht vollständig abgedeckt. Jedoch ist trotzdem fraglich, ob es genug Dolmetscher*innen für diesen Bereich in Wien gibt. Außerhalb von Wien, wie beispielsweise in Niederösterreich gibt es viel zu wenige Dolmetscher*innen. Im Bereich der Lehre, aber auch im an den Arbeitsbereichen gehörloser Menschen braucht es mehr. Besonders wichtig empfinde ich, dass die Dolmetscher*innen für den Bereich, in dem sie eingesetzt sind, fachliche Kompetenz mitbringen.  

Was sind die Besonderheiten des Dolmetschens am Arbeitsplatz gehörloser Menschen? 

Natürlich muss man zunächst die spezifischen Vokabeln bzw. Gebärden können, aber wichtig ist es auch sich die Namen bzw. Gebärdennamen und Informationen über der Teamkolleg*innen merken muss. Wenn beispielsweise in einem technischen Bereich gedolmetscht wird, muss das technische Know-How vorhanden sein. Das kann eine Herausforderung sein. Wenn man die Kolleg*innen jedoch kennenlernt und sich an die Sprechweise gewöhnt, ist es möglich optimal zu dolmetschen.  

Welche Herausforderungen bringt das Dolmetschen in Berufsschulen mit sich?  

Gleich wie im Arbeitsbereich ist es in der Berufsschule auch wichtig die Fachwörter und Vokabeln für die einzelnen Bereiche zu kennen. Etwa für Bäcker, Fleischer, Kellner, technische Berufe wie Glaser oder Automechaniker. Oftmals stellt aber auch der soziale Rahmen in der Berufsschule eine Herausforderung dar. In einer Berufsschule kann es sehr laut zugehen, was oft davon abhängt wie stark die Lehrperson eingreift. Wenn diese nichts tut, muss der/die Dolmetscher*in versuchen, trotz des Lärms gut zu dolmetschen. 

Wo sehen Sie aus Ihrer Perspektive im Bereich Arbeit und Lehre Aufklärungs- /Sensibilisierungsbedarf?  

Beim Dolmetschen am Arbeitsplatz, ist das abhängig davon, wie oft man dort ist, dementsprechend besteht vor allem am Anfang Erklärungsbedarf. In den Berufsschulen ist dies eine größere Herausforderung. Schülerinnen und Schüler sind ja noch jünger. Da braucht es ein bisschen mehr Sensibilisierung und Aufklärung. Vor allem bei den Lehrer*innen ist es nötig, da sie oftmals nicht wissen was die Aufgabe der Dolmetscher*innen ist. Sie glauben beispielsweise manchmal, dass Dolmetscher*innen die gehörlose Person bei Prüfungen unterstützen. Hier muss man aufklären, dass die Prüfung von der Person selbst absolviert wird.  

Kann der Bedarf an Dolmetschleistungen in Berufsschulen in Ihrer Umgebung gedeckt werden?
Ich bin sowohl in Wien als auch in Niederösterreich tätig. In Wien ist eine durchgehende Doppelbesetzung mit Dolmetscher*innen in der Berufsschule möglich. In Niederösterreich ist dies nicht möglich. Leider gibt es zu wenige Dolmetscher*innen, die Wege zu den Berufsschulen sind weit, beispielsweise wenn man ans Waldviertel denkt, und nicht jede*r hat ein Auto. Mit dem Zug ist es leider unmöglich. Deswegen ist eine Doppelbesetzung sehr selten und es kann nur ein halber Tag gedolmetscht werden, weil mehr alleine nicht schaffbar ist.  

Was möchten Sie uns noch erzählen?  

Ich finde nicht nur die Dolmetschung von Teamsitzungen oder im Unterricht wichtig, sondern auch das, was dazwischen liegt. Der soziale Umgang durch Plaudern in den Mittagspausen oder Weihnachtsfeiern ist auch ein wichtiger Teil des Arbeitslebens. Gehörlose Menschen sollen die Möglichkeit haben, auch daran (sozial) teilzunehmen. 

Foto/Video Credits: OEGLB / Gebärdenwelt.tv
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