„Verfolge deinen Traum und du wirst es schaffen – so wie ich!„
Hallo, ich bin Martin Chalupar, mein Gebärdensprachname ist MC. Ich arbeite in einem Familien-Busunternehmen, mein Vater ist der Chef. Meine zwei Brüder arbeiten auch im Unternehmen. Ich wollte ebenso den Führerschein machen, aber ich durfte nicht, das war eine große Barriere.
Du arbeitest im Familien-Busunternehmen, dein Vater und deine Brüder besitzen auch den Busführerschein, du bist aber gehörlos. Bitte erzähle uns, ob der Weg für euch alle gleich war oder ob du mit Schwierigkeiten zu kämpfen hattest.
Für mich war es im Vergleich zu meinem Vater und meinen Brüdern nicht der gleiche Weg. Mein Vater und ich sind zur Polizei gegangen, aber laut Gesetz wäre es so nicht möglich. Mir wurde gesagt, dass ich ein Hörgerät als Hilfsmittel brauche, ohne habe ich keine Chance, das habe ich mir gemerkt. Mein Vater und ich, wir waren dann bei vielen Ärzten. Ich war auch bei einem Verkehrspsychologen, weil ich eine Bestätigung brauchte, um den Busführerschein machen zu können. Dann habe ich fleißig für den Führerschein gelernt und es geschafft. Aber den Führerschein habe ich immer noch nicht bekommen. Ich musste auch bei der Oberösterreichischen Landesregierung noch eine Prüfung machen. Als ich die bestanden habe, hatte ich den Führerschein endlich in der Tasche und war erleichtert. Insgesamt musste ich 14 Monate lang darum kämpfen.
Bis du den Führerschein endlich hattest, vergingen also 14 Monate. Hattest du Dolmetscher*innen zur Verfügung?
Wegen den Dolmetschkosten hat mein Vater bei den Behörden angerufen. Für den Busführerschein “D-Schein” wurde es leider abgelehnt. Mein Vater hat dann die Kosten übernommen, da habe ich ganz schön geschaut. Also hatte ich in der Fahrschule Dolmetscher*innen und auch bei der Prüfung vom Land Oberösterreich, das war eine Erleichterung.
Super, dass du den Führerschein geschafft hast. Warst du danach mit allem fertig oder musstest du weitere Prüfungen und Untersuchungen machen?
Ja, um den Busführerschein zu behalten, muss ich alle fünf Jahre eine Weiterbildung machen. Dazu muss man verpflichtend 35 Stunden Unterricht nehmen, und Neues lernen. Außerdem muss ich zu einer Untersuchung beim Amtsarzt, der fordert eine Begutachtung durch einen HNO-Arzt. Dort bekomme ich eine Bestätigung, die ich wieder dem Amtsarzt bringen muss, und dann, nach einer Untersuchung beim Amtsarzt, bekomme ich die nötige Bestätigung von dort.
Du bist Busfahrer – transportierst du nur gehörlose Passagiere oder auch hörende? Und wie läuft die Kommunikation mit den hörenden Personen?
Bei meiner ersten Busfahrt war ich mit einer hörenden Reisegruppe nach Deutschland unterwegs. Mein Bruder fuhr mit, damit ich mich sicherer fühlte. Die Hin- und Rückfahrt war super. Ich habe in den Rückspiegel geschaut und habe gesehen, wie alle Hörenden in Gebärdensprache applaudierten, ich habe Gänsehaut bekommen und war gerührt. So etwas war vollkommen neu und schön für mich, es hat mich glücklich gemacht. Sie haben auch etwas mehr verstanden, was es bedeutet, gehörlos zu sein. Ab dann bin ich alleine gefahren und habe auch gehörlose Gruppen mitgenommen. Es ist toll, da ist für alle das Gebärden wichtig, und es wird ganz natürlich alles gebärdet, man fühlt sich richtig wohl. Ich fahre zum Beispiel nach Rumänien, Italien, innerhalb von Österreich und in verschiedene Länder. Auch im Winter bringe ich die Leute zum Skifahren und hole sie am Abend wieder heim. Ich fahre jetzt schon neun Jahre mit dem Bus. Ein kleiner Rückblick ist schön, aber die Verantwortung ist auch sehr groß und nicht so leicht zu tragen. Als ich klein war, habe ich immer meinen Opa und meinen Vater gesehen, wie sie mit dem Bus gefahren sind. Dann bin ich größer geworden und oft mitgefahren, in verschiedenste Länder. So hat sich der Wunsch entwickelt, selbst Buschauffeur zu werden. Ich habe es geschafft, unglaublich, wenn ich zurückblicke, es war ein harter Kampf, aber ich habe nie aufgegeben. Ihr alle könnt es auch schaffen!