Liebe Community,
bevor ihr die Kindergeschichte „Mein Tor in die Welt der Gehörlosen“ anschaut, habe ich eine kurze Info für euch: Das Buch ist schon etwas älter, aus dem Jahr 2004. Seit dem Jahr 2004 hat sich schon vieles geändert.
Euer GW.TV Team
David geht in eine andere Schule als ich. Ich gehe in eine Gehörlosenschule, David in eine Schule mit nur hörenden Kindern. Unsere Schulen sind nahe beieinander, so dass wir zusammen den Weg gehen können. Am Anfang waren Davids KlassenkollegInnen ein bisschen komisch zu mir – wahrscheinlich, weil ich mit David gebärde. Und wenn ich meine Stimme verwendet habe, haben sie erstaunt geschaut und sich umgedreht. Ich war traurig und David hat nicht gewusst, was er machen soll.
Dann hat er ihnen gesagt, dass ich seine gehörlose Schwester bin und dass wir gebärden statt Reden und seither sind sie nett zu mir. Hörende Kinder sind oft neugierig und wollen gerne auch ein paar Gebärdensprache haben. Also zeige ich ihnen welche. Wenn alle zu mir schauen und ihre neuen Gebärden ausprobieren, dann fühle ich mich stolz und wohl. Aber oft vergessen sie, dass ich nicht mithören kann, wenn sie einfach miteinander reden. Wenn wir am Gehsteig gehen und alle reden, verstehe ich gar nichts. Dann wird mir fad und ich fühle mich einsam.
Manchmal hole ich Anna von ihrer Schule ab. Dann stehen wir zusammen und gebärden. Am Anfang haben ihre gehörlosen KollegInnen nicht verstanden, warum ich so gut gebärde, aber trotzdem hören kann. Sie waren verwirrt über mich. Dann haben wir erklärt, dass unsere Eltern auch gehörlos sind und zu Hause nur gebärdet wird. Inzwischen mögen sie mich, glaube ich zumindest. Die Burschen wollen oft mit mir über Musik gebärden, sie sehen die Videos im Fernsehen und fragen Dinge über die Musik. Das macht Spaß!
Mein Tor in Die Welt der Gehörlosen.
Ein Sachbuch für Kinder
Österreichischer Gehörlosenbund (ÖGLB)
Idee, Konzept & Entwicklung: Verena Krausneker, Helene Jarmer
Illustrationen: Tomas Fellinger
Copyright (C) 2004
www.oeglb.at
ISBN 3-200-00063-5